CANNABISLEGALISIERUNG

HIGH ODER HEILEND?


Seit knapp einem Jahr ist der Freizeitkonsum von Cannabis unter bestimmten Voraussetzungen in Deutschland legal. Medizinerinnen und Mediziner blicken unterschiedlich auf die Legalisierung – auch an der UME.

TEXT: MAIKE GRÖNEWEG

FOTOS: PRIVAT, ADOBESTOCK

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

„Wir haben in Deutschland circa 300.000 Cannabisabhängige – und viele von ihnen haben nicht nur gesundheitliche, sondern auch soziale Probleme. Wer sich mit Süchten auseinandersetzt, weiß: Je verfügbarer eine Droge, desto mehr wird sie konsumiert und desto mehr Folgeprobleme treten auf. Deswegen bin ich als Psychiater gegenüber der Cannabislegalisierung skeptisch. Mir ist aber klar, dass nicht nur der psychiatrische Blick zählt, sondern dass man durchaus verschiedene Blickwinkel haben kann. So kann man diskutieren, ob es in die freie Selbstbestimmung von Bürgern fällt, Cannabis einzunehmen oder eben nicht. Allerdings finde ich: Die vermeintlichen gesellschaftlichen Vorteile sind die gesundheitlichen Nachteile nicht wert. Ich habe Zweifel, ob die Legalisierung zu mehr Aufklärung und so zu bewussterem Konsum führt. Inwiefern man Cannabis als Medikament nutzen kann, ist ein ganz anderes Thema. Da mag es Potenziale geben. Bei der Behandlung psychischer Erkrankungen sind andere Wirkstoffe aber für mich besser belegt in ihrer Wirkung und gleichzeitig risikoärmer. Ich selbst habe noch nie medizinisches Cannabis verschrieben.“

Prof. Norbert Scherbaum,

Direktor Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der LVR-Universitätsklinik Essen

„Wir haben in Deutschland circa 300.000 Cannabisabhängige – und viele von ihnen haben nicht nur gesundheitliche, sondern auch soziale Probleme. Wer sich mit Süchten auseinandersetzt, weiß: Je verfügbarer eine Droge, desto mehr wird sie konsumiert und desto mehr Folgeprobleme treten auf. Deswegen bin ich als Psychiater gegenüber der Cannabislegalisierung skeptisch. Mir ist aber klar, dass nicht nur der psychiatrische Blick zählt, sondern dass man durchaus verschiedene Blickwinkel haben kann. So kann man diskutieren, ob es in die freie Selbstbestimmung von Bürgern fällt, Cannabis einzunehmen oder eben nicht. Allerdings finde ich: Die vermeintlichen gesellschaftlichen Vorteile sind die gesundheitlichen Nachteile nicht wert. Ich habe Zweifel, ob die Legalisierung zu mehr Aufklärung und so zu bewussterem Konsum führt. Inwiefern man Cannabis als Medikament nutzen kann, ist ein ganz anderes Thema. Da mag es Potenziale geben. Bei der Behandlung psychischer Erkrankungen sind andere Wirkstoffe aber für mich besser belegt in ihrer Wirkung und gleichzeitig risikoärmer. Ich selbst habe noch nie medizinisches Cannabis verschrieben.“

Prof. Norbert Scherbaum,

Direktor Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der LVR-Universitätsklinik Essen

„Wir haben in Deutschland circa 300.000 Cannabisabhängige – und viele von ihnen haben nicht nur gesundheitliche, sondern auch soziale Probleme. Wer sich mit Süchten auseinandersetzt, weiß: Je verfügbarer eine Droge, desto mehr wird sie konsumiert und desto mehr Folgeprobleme treten auf. Deswegen bin ich als Psychiater gegenüber der Cannabislegalisierung skeptisch. Mir ist aber klar, dass nicht nur der psychiatrische Blick zählt, sondern dass man durchaus verschiedene Blickwinkel haben kann. So kann man diskutieren, ob es in die freie Selbstbestimmung von Bürgern fällt, Cannabis einzunehmen oder eben nicht. Allerdings finde ich: Die vermeintlichen gesellschaftlichen Vorteile sind die gesundheitlichen Nachteile nicht wert. Ich habe Zweifel, ob die Legalisierung zu mehr Aufklärung und so zu bewussterem Konsum führt. Inwiefern man Cannabis als Medikament nutzen kann, ist ein ganz anderes Thema. Da mag es Potenziale geben. Bei der Behandlung psychischer Erkrankungen sind andere Wirkstoffe aber für mich besser belegt in ihrer Wirkung und gleichzeitig risikoärmer. Ich selbst habe noch nie medizinisches Cannabis verschrieben.“

Prof. Norbert Scherbaum,

Direktor Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der LVR-Universitätsklinik Essen

Prof. Jochen Seitz,

Direktor Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der LVR-Universitätsklinik Essen

Maik Schütz lebt seit seinem 24. Lebensjahr mit der Diagnose HIV-positiv.

„Für mich überwiegen ganz klar die Risiken gegenüber dem möglichen Nutzen einer Cannabislegalisierung, sei sie auch nur für Erwachsene. In vielen Ländern hat ein solcher Schritt dazu geführt, dass Cannabis verharmlost wird und damit die Cannabisintoxikationen, -abhängigkeiten und die damit verbundenen Verkehrsunfälle zugenommen haben. Dies betrifft leider auch Kinder und Jugendliche, da die Droge – wie Alkohol – von Erwachsenen schneller, leichtfertiger und häufiger weitergegeben wird. Wir wissen, dass Cannabis für das sich entwickelnde Gehirn sehr gefährlich ist. So steigt bei unter 14-Jährigen das Psychoserisiko um mehr als das Sechsfache. Gefühlt steht etwa die Hälfte aller Aufnahmen mit Psychosen in unsere Klinik jetzt schon im Zusammenhang mit Cannabis. Besser als eine Legalisierung wäre zum Beispiel die Aussetzung der Strafverfolgung.“

Maik Schütz lebt seit seinem 24. Lebensjahr mit der Diagnose HIV-positiv.

„Für mich überwiegen ganz klar die Risiken gegenüber dem möglichen Nutzen einer Cannabislegalisierung, sei sie auch nur für Erwachsene. In vielen Ländern hat ein solcher Schritt dazu geführt, dass Cannabis verharmlost wird und damit die Cannabisintoxikationen, -abhängigkeiten und die damit verbundenen Verkehrsunfälle zugenommen haben. Dies betrifft leider auch Kinder und Jugendliche, da die Droge – wie Alkohol – von Erwachsenen schneller, leichtfertiger und häufiger weitergegeben wird. Wir wissen, dass Cannabis für das sich entwickelnde Gehirn sehr gefährlich ist. So steigt bei unter 14-Jährigen das Psychoserisiko um mehr als das Sechsfache. Gefühlt steht etwa die Hälfte aller Aufnahmen mit Psychosen in unsere Klinik jetzt schon im Zusammenhang mit Cannabis. Besser als eine Legalisierung wäre zum Beispiel die Aussetzung der Strafverfolgung.“

Prof. Jochen Seitz,

Direktor Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der LVR-Universitätsklinik Essen

„Für mich überwiegen ganz klar die Risiken gegenüber dem möglichen Nutzen einer Cannabislegalisierung, sei sie auch nur für Erwachsene. In vielen Ländern hat ein solcher Schritt dazu geführt, dass Cannabis verharmlost wird und damit die Cannabisintoxikationen, -abhängigkeiten und die damit verbundenen Verkehrsunfälle zugenommen haben. Dies betrifft leider auch Kinder und Jugendliche, da die Droge – wie Alkohol – von Erwachsenen schneller, leichtfertiger und häufiger weitergegeben wird. Wir wissen, dass Cannabis für das sich entwickelnde Gehirn sehr gefährlich ist. So steigt bei unter 14-Jährigen das Psychoserisiko um mehr als das Sechsfache. Gefühlt steht etwa die Hälfte aller Aufnahmen mit Psychosen in unsere Klinik jetzt schon im Zusammenhang mit Cannabis. Besser als eine Legalisierung wäre zum Beispiel die Aussetzung der Strafverfolgung.“

Prof. Jochen Seitz,

Direktor Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der LVR-Universitätsklinik Essen

„Ich unterstütze die Cannabislegalisierung. Ja, es ist eine Droge, aber der verantwortungsvolle Genuss ab dem richtigen Alter sollte jedem selbst überlassen sein. Eine Legalisierung würde diesen kontrollierbarer machen. Bei Alkohol möchte ich ja auch wissen, ob ich Schnaps oder Bier trinke. Ähnlich wie beim Alkoholgehalt könnte man durch den ausgewiesenen THC/CBD-Gehalt die Wirkung des Cannabis besser einschätzen. Außerdem hat Cannabis, eben anders als Alkohol, einen erwiesenen medizinischen Nutzen. Rund zwei Drittel der Patienten, die in meine palliativmedizinische Sprechstunde kommen, könnte medizinisches Cannabis bei ihren Symptomen wie Appetitlosigkeit oder Schmerzen helfen. Eine komplette Legalisierung würde dem Staat und somit dem Volk über die Steuereinnahmen zugutekommen. Und über Dinge, die man versteckt oder verteufelt, kann man nicht offen sprechen und keinen bewussten Umgang damit schaffen.“

Maik Schütz lebt seit seinem 24. Lebensjahr mit der Diagnose HIV-positiv.

Cornelius Leopold,

Palliativmediziner und Urologe

„Ich unterstütze die Cannabislegalisierung. Ja, es ist eine Droge, aber der verantwortungsvolle Genuss ab dem richtigen Alter sollte jedem selbst überlassen sein. Eine Legalisierung würde diesen kontrollierbarer machen. Bei Alkohol möchte ich ja auch wissen, ob ich Schnaps oder Bier trinke. Ähnlich wie beim Alkoholgehalt könnte man durch den ausgewiesenen THC/CBD-Gehalt die Wirkung des Cannabis besser einschätzen. Außerdem hat Cannabis, eben anders als Alkohol, einen erwiesenen medizinischen Nutzen. Rund zwei Drittel der Patienten, die in meine palliativmedizinische Sprechstunde kommen, könnte medizinisches Cannabis bei ihren Symptomen wie Appetitlosigkeit oder Schmerzen helfen. Eine komplette Legalisierung würde dem Staat und somit dem Volk über die Steuereinnahmen zugutekommen. Und über Dinge, die man versteckt oder verteufelt, kann man nicht offen sprechen und keinen bewussten Umgang damit schaffen.“

Cornelius Leopold,

Palliativmediziner und Urologe

„Ich unterstütze die Cannabislegalisierung. Ja, es ist eine Droge, aber der verantwortungsvolle Genuss ab dem richtigen Alter sollte jedem selbst überlassen sein. Eine Legalisierung würde diesen kontrollierbarer machen. Bei Alkohol möchte ich ja auch wissen, ob ich Schnaps oder Bier trinke. Ähnlich wie beim Alkoholgehalt könnte man durch den ausgewiesenen THC/CBD-Gehalt die Wirkung des Cannabis besser einschätzen. Außerdem hat Cannabis, eben anders als Alkohol, einen erwiesenen medizinischen Nutzen. Rund zwei Drittel der Patienten, die in meine palliativmedizinische Sprechstunde kommen, könnte medizinisches Cannabis bei ihren Symptomen wie Appetitlosigkeit oder Schmerzen helfen. Eine komplette Legalisierung würde dem Staat und somit dem Volk über die Steuereinnahmen zugutekommen. Und über Dinge, die man versteckt oder verteufelt, kann man nicht offen sprechen und keinen bewussten Umgang damit schaffen.“

Cornelius Leopold,

Palliativmediziner und Urologe

Dr. Markus Becker,

niedergelassener Allgemeinmediziner in einer Lehrpraxis der UDE

Maik Schütz lebt seit seinem 24. Lebensjahr mit der Diagnose HIV-positiv.

„Ich bin kein Freund der Cannabislegalisierung, obwohl ich in meiner Praxis regelmäßig Patienten mit Cannabis behandle, zum Beispiel bei Spastiken oder Multipler Sklerose. Denen verschreibe ich aber vornehmlich Sprays, Öle oder Tropfen. Denn beim Rauchen wirkt das THC direkt im Kopf. Die Dosierung ist schwieriger, das Sucht- und Psychose-Risiko höher. Geraucht ist Cannabis für mich eine gefährliche Droge. Warum sollte man die normalisieren? Besonders befürchte ich, dass Cannabis für Kinder und Jugendliche leichter zugänglich wird. Schön wäre, wenn die Legalisierung dazu beitragen würde, dass sich mehr Ärzte mit dem medizinischen Nutzen von Cannabis auseinandersetzen und es in sinnvollen Fällen auch verschreiben. Denn in der Onkologie, Palliativ- oder Schmerzmedizin ist es schon eine wichtige Therapie, die immer noch viel zu selten angeboten wird.“

Maik Schütz lebt seit seinem 24. Lebensjahr mit der Diagnose HIV-positiv.

„Ich bin kein Freund der Cannabislegalisierung, obwohl ich in meiner Praxis regelmäßig Patienten mit Cannabis behandle, zum Beispiel bei Spastiken oder Multipler Sklerose. Denen verschreibe ich aber vornehmlich Sprays, Öle oder Tropfen. Denn beim Rauchen wirkt das THC direkt im Kopf. Die Dosierung ist schwieriger, das Sucht- und Psychose-Risiko höher. Geraucht ist Cannabis für mich eine gefährliche Droge. Warum sollte man die normalisieren? Besonders befürchte ich, dass Cannabis für Kinder und Jugendliche leichter zugänglich wird. Schön wäre, wenn die Legalisierung dazu beitragen würde, dass sich mehr Ärzte mit dem medizinischen Nutzen von Cannabis auseinandersetzen und es in sinnvollen Fällen auch verschreiben. Denn in der Onkologie, Palliativ- oder Schmerzmedizin ist es schon eine wichtige Therapie, die immer noch viel zu selten angeboten wird.“

Dr. Markus Becker,

niedergelassener Allgemeinmediziner in einer Lehrpraxis der UDE

„Ich bin kein Freund der Cannabislegalisierung, obwohl ich in meiner Praxis regelmäßig Patienten mit Cannabis behandle, zum Beispiel bei Spastiken oder Multipler Sklerose. Denen verschreibe ich aber vornehmlich Sprays, Öle oder Tropfen. Denn beim Rauchen wirkt das THC direkt im Kopf. Die Dosierung ist schwieriger, das Sucht- und Psychose-Risiko höher. Geraucht ist Cannabis für mich eine gefährliche Droge. Warum sollte man die normalisieren? Besonders befürchte ich, dass Cannabis für Kinder und Jugendliche leichter zugänglich wird. Schön wäre, wenn die Legalisierung dazu beitragen würde, dass sich mehr Ärzte mit dem medizinischen Nutzen von Cannabis auseinandersetzen und es in sinnvollen Fällen auch verschreiben. Denn in der Onkologie, Palliativ- oder Schmerzmedizin ist es schon eine wichtige Therapie, die immer noch viel zu selten angeboten wird.“

Dr. Markus Becker,

niedergelassener Allgemeinmediziner in einer Lehrpraxis der UDE

„Aus forensisch-toxikologischer Sicht ist die Cannabislegalisierung nicht zwingend zu kritisieren. Uns geht es vor allem um die Fahrtüchtigkeit. Und die ist nicht eingeschränkt, wenn zwischen Konsum und Fahren genügend Zeit liegt. Allerdings wurden fast zeitgleich mit der Legalisierung auch die Grenzwerte im Verkehr erhöht. In der Öffentlichkeit könnte so der falsche Eindruck entstanden sein, dass Fahren unter Cannabiseinfluss nun unproblematisch sei. Was wir unbedingt noch brauchen, sind mehr wissenschaftliche Daten, wie sich die Legalisierung am Ende wirklich auf Unfallstatistiken auswirkt.“

Maik Schütz lebt seit seinem 24. Lebensjahr mit der Diagnose HIV-positiv.

Dr. Uta Küpper,

Leiterin Forensische Toxikologie und Alkohologie

„Aus forensisch-toxikologischer Sicht ist die Cannabislegalisierung nicht zwingend zu kritisieren. Uns geht es vor allem um die Fahrtüchtigkeit. Und die ist nicht eingeschränkt, wenn zwischen Konsum und Fahren genügend Zeit liegt. Allerdings wurden fast zeitgleich mit der Legalisierung auch die Grenzwerte im Verkehr erhöht. In der Öffentlichkeit könnte so der falsche Eindruck entstanden sein, dass Fahren unter Cannabiseinfluss nun unproblematisch sei. Was wir unbedingt noch brauchen, sind mehr wissenschaftliche Daten, wie sich die Legalisierung am Ende wirklich auf Unfallstatistiken auswirkt.“

Dr. Uta Küpper,

Leiterin Forensische Toxikologie und Alkohologie

„Aus forensisch-toxikologischer Sicht ist die Cannabislegalisierung nicht zwingend zu kritisieren. Uns geht es vor allem um die Fahrtüchtigkeit. Und die ist nicht eingeschränkt, wenn zwischen Konsum und Fahren genügend Zeit liegt. Allerdings wurden fast zeitgleich mit der Legalisierung auch die Grenzwerte im Verkehr erhöht. In der Öffentlichkeit könnte so der falsche Eindruck entstanden sein, dass Fahren unter Cannabiseinfluss nun unproblematisch sei. Was wir unbedingt noch brauchen, sind mehr wissenschaftliche Daten, wie sich die Legalisierung am Ende wirklich auf Unfallstatistiken auswirkt.“

Dr. Uta Küpper,

Leiterin Forensische Toxikologie und Alkohologie


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