INTERVIEW

WIRD PFLEGE ZUM AKADEMIKERBERUF?


Ab Herbst startet an der Universität Duisburg-Essen der duale Studiengang „Bachelor of Nursing“. Professorin Erika Sirsch erklärt, warum akademisch ausgebildete Pflegefachpersonen dringend gebraucht werden – und was Studierende erwartet.

INTERVIEW

WIRD PFLEGE ZUM AKADEMIKER­BERUF?


Ab Herbst startet an der Universität Duisburg-Essen der duale Studiengang „Bachelor of Nursing“. Professorin Erika Sirsch erklärt, warum akademisch ausgebildete Pflegefachpersonen dringend gebraucht werden – und was Studierende erwartet.

FOTOS: Privat

DAS GESPRÄCH FÜHRTE: CAROLIN DIEL

Prof. Erika Sirsch, Professorin an der Universität Duisburg-Essen

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Ab dem Wintersemester 2025/26 wird an der Universität Duisburg-Essen ein neuer, dualer Pflegestudiengang angeboten. Warum sollte der Weg in den Pflegeberuf jetzt über ein Studium führen? In Deutschland werden Pflegefachpersonen, anders als nahezu überall auf der Welt, fast nur an Fachschulen ausgebildet. Das ist nicht schlecht, aber wir brauchen zusätzlich akademisch qualifizierte Pflegefachpersonen. Diese können neben der Steuerung der Pflegeprozesse beispielsweise aktuelle Forschungsergebnisse in der Patientenversorgung identifizieren, bewerten und anwenden. Das kann die Versorgung von Menschen verbessern. Das heißt nicht, dass wir klassisch ausgebildete Pflegefachpersonen nicht mehr brauchen oder dass akademische Pflegefachpersonen die besseren sind. Beide haben unterschiedliche Kompetenzen.

Steckt dahinter auch die Hoffnung, dass der Pflegeberuf attraktiver wird? Das wissen wir aus internationalen Studien sogar. Je höher die Qualifikation und der damit verbundene eigenständige Verantwortungsbereich einer Pflegefachperson, desto höher die Zufriedenheit und Identifikation mit dem Beruf. Das erleben wir auch bei Fachkräften aus dem Ausland, die in ihrer Heimat mehr Verantwortung übernehmen konnten und damit zufriedener waren. Außerdem steigt bei uns in Essen die Vergütung mit höherem Abschluss und entsprechendem Einsatz. Wie ist der „Bachelor of Nursing“ aufgebaut? Es ist ein dualer Studiengang, bei dem Studierende abwechselnd Vorlesungen besuchen und in der Klinik arbeiten. Ergänzend zur fachschulischen Ausbildung werden Kompetenzen zu wissenschaftlichem und evidenzbasiertem Arbeiten vermittelt. Während des Studiums wird ein Gehalt gezahlt, das sich an der Ausbildungsvergütung orientiert. Nach acht Semestern erwerben die Absolventen den „Bachelor of Nursing“ und gleichzeitig die Berufsberechtigung zur Pflegefachperson. Welche beruflichen Perspektiven eröffnen sich damit? Das Studium qualifiziert gezielt für die Arbeit in der Patientenversorgung, anders als Studiengänge wie Pflegemanagement oder Pflegepädagogik. Und der Bedarf an akademisch ausgebildeten Pflegefachpersonen in der direkten Pflege ist enorm: Der Wissenschaftsrat fordert einen Anteil von 20 Prozent an akademischen Pflegefachpersonen. In deutschen Universitätskliniken liegen wir derzeit bei 2,1 Prozent. Wer kann den Bachelor of Nursing machen? Wer Abitur oder eine vergleichbare Qualifikation hat. Aktuell ist der Studiengang mit 30 Plätzen im Jahr zulassungsfrei. Interessierte brauchen für den Start neben der Einschreibung einen Ausbildungsvertrag mit dem Universitätsklinikum Essen, für den sie sich ganz klassisch bewerben müssen. Auch für bereits ausgebildete Pflegefachpersonen wird ein Quereinstieg möglich sein.

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Angebote für Angehörige

Die Ambulanz der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der LVR-Universitätsklinik Essen bietet Angehörigen von schwerkranken Menschen psychologische Beratungsangebote an. Mehr Informationen erhalten Sie über das Ambulanzsekretariat unter: 0201 - 438 755 100


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