PFLEGEBERUF
WAS BEDEUTET PFLEGE?
Viele Vorurteile über den Pflegeberuf halten sich hartnäckig. Wie is? räumt mit den fünf häufigsten Pflege-Irrtümern auf.
TEXT: CAROLIN DIEL
FOTOS: JAN LADWIG
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
1. „Auf jeder Station sieht die Pflegearbeit gleich aus.“
Die Aufgaben einer Pflegefachperson sind auf jeder Station anders. Für viele Bereiche gibt es Weiterbildungen, zum Beispiel für die Intensiv- und Anästhesiepflege, in der Onkologie oder in der Nephrologie. Palliativpflege umfasst zum Beispiel viel psychische Betreuung und Begleitung der Patientinnen und Patienten sowie Schmerz- und Symptommanagement. Die OP-Pflege kümmert sich vordergründig um die Vor- und Nachbereitung der Operierten und OP-Assistenz, aber auch um die Wartung und Beschaffung von OP-Material. Gemeinsam haben allen Bereiche, dass stets die Patienten und ihr Wohlergehen im Mittelpunkt des Handelns stehen.

2. „Pflege besteht nur aus Waschen und Füttern.“
Körperhygiene und das Anreichen von Essen – daran denkt man sofort. Zur Pflege gehört aber viel mehr: Auf Grundlage des Pflegeprozesses ermitteln Pflegefachpersonen den Unterstützungsbedarf ihrer Patientinnen und Patienten und planen dementsprechende individuelle Pflegehandlungen. Dazu gehören beispielsweise Patientenbeobachtung mit Symptomkontrolle, die Patienten- und Angehörigenberatung und Tätigkeiten wie Vitalzeichenkontrolle, Medikamentengabe oder Wundversorgung.Es braucht also ein großes medizinisches und pflegerisches Fachwissen. Hunderte von Krankheitsbildern, ihre Symptome und Therapien sowie dazugehörige Medikamente, ihre Wirkweise und Einnahmeregeln müssen Pflegefachpersonen kennen. Dazu kommt naturwissenschaftliches Hintergrundwissen, zum Beispiel über den Aufbau von Organen und biochemische Prozesse im Körper. Letztlich übernimmt die Pflege auch administrative Tätigkeiten wie die Koordination von Terminen für die Patientinnen und Patienten in Kooperation mit anderen Berufsgruppen wie etwa dem Sozialdienst. Jede Tätigkeit wird außerdem dokumentiert.
3. „Die Pflegenden haben nichts zu sagen.“
Grundsätzlich kann ohne Krankenbeobachtung nicht eingeschätzt werden, ob eine Therapie anschlägt oder welche Nebenwirkungen es gibt; der Arztdienst ist daher auf die Fachexpertise des pflegerischen Personals angewiesen. Atmet die Patientin plötzlich flach, muss erbrechen oder zeigt Anzeichen von Schmerzen? All das können wichtige Indikatoren sein, um die Therapie anzupassen. Pflege ist gleichberechtigt am Versorgungsprozess beteiligt und trägt in großem Maße zum Heilungserfolg von Patientinnen und Patienten bei.
4. „Pflege ist nur ein Ausbildungsberuf.“
Bereits seit den 90er-Jahren kann man Pflege auch studieren. Zunächst wurden vor allem Studiengänge im Bereich Pflegemanagement oder Pflegepädagogik angeboten. Seit einigen Jahren gibt es aber auch immer mehr Angebote zur Pflegefachlichkeit selbst oder ganz neue Bereiche wie Digitalisierung in der Pflege. Die UME hat beispielsweise 2021 gemeinsam mit der FOM den Studiengang Pflege & Digitalisierung auf den Weg gebracht.
5. „Pflege ist Frauensache.“
Immer noch arbeiten mehr Frauen als Männer in der Pflege. Das Verhältnis liegt in den Krankenhäusern etwa bei 85 zu 15. Allerdings steigt der Männeranteil: 2009 waren nur 19 Prozent der Pflegeauszubildenden männlich, 2020 schon 24 Prozent. Das liegt auch daran, dass immer mehr Pfleger für ihren Beruf werben und es dadurch mehr Vorbilder für junge Männer in dem Bereich gibt.
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