NATURHEILKUNDE

WIRKT NATURHEILKUNDE WIRKLICH?


Am Universitätsklinikum Essen widmet sich ein neues Institut evidenzbasierter Naturheilkunde. Damit ändert sich auch die Prämisse der Medizin: vom ausschließlich Gesundmachen zu mehr Gesundbleiben.

NATURHEILKUNDE

WIRKT NATURHEILKUNDE WIRKLICH?


Am Universitätsklinikum Essen widmet sich ein neues Institut evidenzbasierter Naturheilkunde. Damit ändert sich auch die Prämisse der Medizin: vom ausschließlich Gesundmachen zu mehr Gesundbleiben.

TEXT: JULIA JANSEN FOTO: ANNIKA BRENTRUP

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Weniger Krankheiten, mehr Lebenszeit – fragt man Prof. Gustav Dobos nach seinen medizinischen Zukunftsvorstellungen, hat der Leiter des Zentrums für Naturheilkunde und Planetare Gesundheit eine klare Vision: „In einer idealen Medizin würden wir Krankheiten vorbeugen, statt sie zu behandeln. Und Patientinnen und Patienten befähigen, für ihre eigene Gesundheit zu sorgen.“

Was Dobos da skizziert, ist Bestandteil der sogenannten Mind-Body-Medizin. Die Mind-Body-Medizin wurde in den 70er-Jahren durch Forschende der Harvard-Universität begründet und basiert auf Erkenntnissen der Hirnforschung, der Gesundheits­psychologie und der Gesundheits­pädagogik. Ihr Ziel: die Gesundheit der Patienten durch angeleitete Lebens­stilveränderungen verbessern und Krankheiten vermeiden.

Welche naturheilkundlichen Verfahren helfen wirklich?

Wie davon zukünftig auch Patientinnen und Patienten der Universitätsmedizin Essen profitieren könnten, wird im Mind-Body-Lab unter der Leitung von Christiane Pithan erforscht. Dort arbeiten Expertinnen und Experten aus den Bereichen Medizin, Psychologie, Sport- und Ernährungswissenschaft sowie Pflege. Gemeinsam untersuchen sie die gesundheitlichen Auswirkungen eines mit einer gesunden Ernährung kombinierten Stressreduktions- und Resilienztrainings.

Dr. Heidemarie Haller ist dabei dafür zuständig, Methoden aus der integrativen Medizin, also dem Zusammenspiel von Schulmedizin und Naturheilkunde, in ihrer Qualität zu beurteilen und sie damit für die Patienten verfügbar zu machen. Aktuell führt die Forscherin mit ihrem Team unter anderem klinische Studien zu naturheilkundlichen Selbsthilfe­strategien bei Post-COVID durch.

„Generell lässt sich sagen, dass integrative Medizin bei chronischen Erkrankungen hilfreich ist, besonders wenn sich kein einfacher Ursache-Wirkungs-Zusammenhang herstellen lässt.“

Prof. Gustav Dobos

Naturheilkunde als sinnvolle Ergänzung zur Schulmedizin

„Generell lässt sich sagen, dass integrative Medizin bei chronischen Erkrankungen hilfreich ist, insbesondere wenn sich kein einfacher Ursache-Wirkungs-Zusammenhang herstellen lässt. Zum Beispiel bei chronisch-funktionellen Schmerzen oder auch in der Onkologie zur Behandlung der Nebenwirkungen konventioneller Therapien, für die es gute Evidenz für verschiedene naturheilkundliche Verfahren gibt”, so Dobos, der gemeinsam mit seinen Mitarbeitenden auch an Leitlinien arbeitet, um mehr naturheilkundliche Verfahren in ihrer Qualität beurteilen zu können.

Ganz praktisch wird es im zweiten Schwerpunkt des neuen Zentrums: Gemeinsam mit Dr. Kristin Hünninghaus arbeitet Dobos zurzeit daran, zukünftig mehr wohlschmeckende und gesunde, pflanzenbasierte Mahlzeiten in die Patientenzimmer der Universitäts­medizin Essen zu bringen. Ernährung ist ein wichtiger Faktor, sowohl, was die individuelle Gesundheit angeht als auch, was die Folgen für das Klima und die Biosphäre angeht.

Studien zu achtsamer Ernährung

Mit den Projekten „Soul Food“ und „Eat Good – Eat Smart“ starten 2024 zudem zwei spannende Studien, die erforschen, wie sich eine achtsame Ernährungs- und Lifestylestrategie auf das Stresslevel auswirkt und wie Apps bei einer Ernährungsumstellung unterstützen können. Die Ergebnisse aus den Studien sollen dann genutzt werden, um Mitarbeitende und Patienten der Universitätsmedizin langfristig für eine pflanzenbasierte und nachhaltige Ernährung zu begeistern – und um Dobos‘ Vision von gesünderen Menschen wieder ein gutes Stück voranzutreiben.


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