MEINE ENTDECKUNG
TUMOR IM ZUCKERRAUSCH
Die Zellen von Bauchspeicheldrüsenkrebs sind bei ihrer Ernährung nicht wählerisch. Das macht sie gefährlich. Zu wissen, wann sie sich wovon ernähren, kann die Therapierbarkeit dieser Krebsart verbessern. Corinna Münch forscht dazu.
ILLUSTRATION: MARIA MARTIN
TEXT: CAROLIN DIEL
MEINE ENTDECKUNG
TUMOR IM ZUCKERRAUSCH
Die Zellen von Bauchspeicheldrüsenkrebs sind bei ihrer Ernährung nicht wählerisch. Das macht sie gefährlich. Zu wissen, wann sie sich wovon ernähren, kann die Therapierbarkeit dieser Krebsart verbessern. Corinna Münch forscht dazu.
ILLUSTRATION: MARIA MARTIN
TEXT: CAROLIN DIEL

Corinna Münch ist Doktorandin an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und arbeitet am Westdeutschen Tumorzentrum (WTZ) Essen.
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Krebszellen sind Allesfresser. Sie können sich von Proteinen, Fetten oder Zucker ernähren – je nachdem, was ihnen als Energiequelle gerade am meisten zur Verfügung steht. Weiß man, wovon sich ein Tumor zu einem bestimmten Zeitpunkt bevorzugt ernährt, lässt sich mit einer zielgerichteten Therapie der Weg zu genau dieser Energiequelle blockieren.
Die Tumorzellen werden dadurch eventuell angreifbarer für eine Chemotherapie, sodass das Krebswachstum kontrollierbar würde. Dieses Prinzip möchten sich Corinna Münch und ihr Team vom Brückeninstitut für Experimentelle Tumortherapie am Westdeutschen Tumorzentrum (WTZ) Essen zunutze machen. Das Ziel: die Therapierbarkeit von Bauchspeicheldrüsenkrebs verbessern.
Gefährlich genügsame Krebszellen Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine der tödlichsten Krebsarten. Die Fünfjahresüberlebensrate liegt bei zehn Prozent. Das Hauptproblem, so Münch, sei die Flexibilität dieser Krebsart. „Seine Zellen sind nicht abhängig von einer bestimmten Energiequelle, sondern können sich situativ anpassen“, so die Molekularbiologin. Sie sind quasi sehr genügsame Allesfresser. Besonders in einem Tumor, in dem Sauerstoff und Nährstoffe grundsätzlich Mangelware sind, ist diese Flexibilität ein Vorteil.
Gleichzeitig können die Krebszellen so auch zielgerichtete Therapien leicht umgehen. Blockiert eine Therapie beispielsweise den Zugang zu Fett, greift der Krebs stattdessen auf Proteine zurück. Ärztinnen und Ärzte müssen die Therapien daher immer wieder anpassen. Zu wissen, wann der Krebs welche Energiequelle nutzt, ist dabei essenziell, um ihn wirksam behandeln zu können.
Angriffspunkt Zuckerstoffwechsel
Münch möchte herausfinden, wann ein Tumor vor allem auf Zucker als Energiequelle setzt, also einen aktiven Zuckerstoffwechsel – in der Fachsprache Glykolyse – betreibt. Dazu hat das Team mit Kollegen der TU München eine bestimmte Methode getestet: die Hyperpolarized Magnetic Resonance Spectroscopy (HP-MRS).
Die Messung wird in einem MRT-Gerät durchgeführt, geht jedoch über das übliche MRT-Verfahren hinaus. Sie erlaubt es, den Tumorstoffwechsel in Echtzeit zu verfolgen. Dazu wird dem Patienten Pyruvat gespritzt, ein Stoff, der bei der Glykolyse in Laktat umgewandelt wird. Zuvor wurden durch ein biochemisches Verfahren die Kohlenstoffatome dieses Pyruvats gekennzeichnet und können so nachverfolgt werden.
Bei Brustkrebs schon im Einsatz
Je mehr markiertes Laktat am Ende gemessen wird, desto mehr Pyruvat wurde verstoffwechselt und desto aktiver ist die Glykolyse. „So lassen sich jene Patienten finden, bei denen zum aktuellen Zeitpunkt eine glykolysehemmende Therapie mit höherer Wahrscheinlichkeit gut anschlagen wird“, so Münch. Das Team in München hat die HP-MRS bisher nur im Tierversuch getestet, in der Brustkrebstherapie kommt sie jedoch bereits am Patienten zum Einsatz