TREND-REISEZIEL

ESSEN, ECHT JETZT?


Essen gilt als „Trendreiseziel 2025“ in Deutschland. Das ist das Ergebnis einer Auswertung von Klick-, Such- und Buchungsanfragen der Plattform booking.com. Da möchte man natürlich wissen: Wie kann das sein? Und ist die Welt schon zu Gast in der Ruhrmetropole? Ein Realitätscheck.

TEXT: LOTHAR SCHMIDT

FOTOS: JAN LADWIG

„Wir verstecken uns nicht mehr. Wir wollen zeigen, wie Essen wirklich ist.“

Florian Hecker

Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

An der Korte-Klippe, hoch über dem Baldeneysee, ist es fast andächtig still. Zwei junge Asiat­innen haben am Rand der Aussichtskanzel einen Schattenplatz gefunden. Sie unterhalten sich so leise, als wollten sie unter keinen Umständen jemanden stören. Eine ältere Frau mit Walking-Stöcken steht regungslos im Morgenlicht und schaut über den See. Ein Stück weiter oben rastet ein Paar mit Hund auf dem warmen Felsen. Es sind Klara Schmersal und Felix Spitzl, die für einen Wochenendausflug von Wuppertal in den Süden von Essen gekommen sind. „Wir wollen etwas mit Höhe und Wasser“, sagt Felix, „und draußen sein“. Ihr Plan für den Tag: keinen Plan haben. „Wandern, Picknick machen, draußen sein und vielleicht ein bisschen Sonnenbrand abholen“, meint Klara.

Mit ihrer Wochenendplanung liegen die beiden voll im Trend. Denn Essen ist „Trendreiseziel 2025“. Das sagt jedenfalls booking.com. Für keine andere Stadt in Deutschland hat das Reiseportal bis Mitte vergangenen Jahres einen derart hohen Zuwachs an Buchungs- und Suchanfragen verzeichnet wie für Essen. „Ungefähr eine Million touristische Ankünfte und zwei Millionen Übernachtungen hatten wir 2024, viel mehr als in den letzten Jahren“, erklärt Florian Hecker, der als Sprecher der Essen Marketing GmbH (EMG) mit den Fakten vertraut ist.

Urban, kulturell attraktiv, grün

Zu uns kommen mittlerweile Besucher aus den Benelux-Staaten, aber auch aus England und den USA“, sagt er und freut sich, dass es gelungen ist, „Essen auf die Landkarte der touristischen Ziele zu bekommen.“ Highlights wie das UNESCO-Welterbe Zeche Zollverein, die Villa Hügel, das Museum Folkwang und den Baldeneysee gab es schon vorher. Doch was sich langsam verändert, ist das Image der Stadt.

„Wir verstecken uns nicht mehr, wir möchten zeigen, wie Essen wirklich ist,“ holt Hecker aus. „Wir haben das einzige Welterbe im Ruhrgebiet, wir sind die drittgrünste Stadt Deutschlands, grüne Hauptstadt Europas und wir haben das professionellste urbane Wandernetz unter den deutschen Großstädten.“

Der BaldeneySteig, der auf knapp 27 Kilometern um den See führt – und auch zur Korte-Klippe – ist so ein urbaner Wanderweg. Wirklich urban ist es hier jedoch nicht, sondern vor allem grün. Um kontrastreiche Stadtlandschaften zu erleben, bietet sich der ZollvereinSteig an. Auch der ist knapp 27 Kilometer lang und führt unter anderem entlang des Rhein-Herne-Kanals in den Essener Norden.

SKULTUR MAL ANDERS Die Zeche Zollverein ist international bekannt

Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

An der Korte-Klippe, hoch über dem Baldeneysee, ist es fast andächtig still. Zwei junge Asiat­innen haben am Rand der Aussichtskanzel einen Schattenplatz gefunden. Sie unterhalten sich so leise, als wollten sie unter keinen Umständen jemanden stören. Eine ältere Frau mit Walking-Stöcken steht regungslos im Morgenlicht und schaut über den See. Ein Stück weiter oben rastet ein Paar mit Hund auf dem warmen Felsen. Es sind Klara Schmersal und Felix Spitzl, die für einen Wochenendausflug von Wuppertal in den Süden von Essen gekommen sind. „Wir wollen etwas mit Höhe und Wasser“, sagt Felix, „und draußen sein“. Ihr Plan für den Tag: keinen Plan haben. „Wandern, Picknick machen, draußen sein und vielleicht ein bisschen Sonnenbrand abholen“, meint Klara.

Mit ihrer Wochenendplanung liegen die beiden voll im Trend. Denn Essen ist „Trendreiseziel 2025“. Das sagt jedenfalls booking.com. Für keine andere Stadt in Deutschland hat das Reiseportal bis Mitte vergangenen Jahres einen derart hohen Zuwachs an Buchungs- und Suchanfragen verzeichnet wie für Essen. „Ungefähr eine Million touristische Ankünfte und zwei Millionen Übernachtungen hatten wir 2024, viel mehr als in den letzten Jahren“, erklärt Florian Hecker, der als Sprecher der Essen Marketing GmbH (EMG) mit den Fakten vertraut ist.

„Wir verstecken uns nicht mehr. Wir wollen zeigen, wie Essen wirklich ist.“

Florian Hecker

Urban, kulturell attraktiv, grün

Zu uns kommen mittlerweile Besucher aus den Benelux-Staaten, aber auch aus England und den USA“, sagt er und freut sich, dass es gelungen ist, „Essen auf die Landkarte der touristischen Ziele zu bekommen.“ Highlights wie das UNESCO-Welterbe Zeche Zollverein, die Villa Hügel, das Museum Folkwang und den Baldeneysee gab es schon vorher. Doch was sich langsam verändert, ist das Image der Stadt.

„Wir verstecken uns nicht mehr, wir möchten zeigen, wie Essen wirklich ist,“ holt Hecker aus. „Wir haben das einzige Welterbe im Ruhrgebiet, wir sind die drittgrünste Stadt Deutschlands, grüne Hauptstadt Europas und wir haben das professionellste urbane Wandernetz unter den deutschen Großstädten.“

Der BaldeneySteig, der auf knapp 27 Kilometern um den See führt – und auch zur Korte-Klippe – ist so ein urbaner Wanderweg. Wirklich urban ist es hier jedoch nicht, sondern vor allem grün. Um kontrastreiche Stadtlandschaften zu erleben, bietet sich der ZollvereinSteig an. Auch der ist knapp 27 Kilometer lang und führt unter anderem entlang des Rhein-Herne-Kanals in den Essener Norden.

SKULTUR MAL ANDERS Die Zeche Zollverein ist international bekannt

Outdoor ohne Weichzeichner

Die Schurenbachhalde ist die höchste ihrer Art in Essen und Teil dieser Route. Das Plateau gleicht einer Mondlandschaft. Im Zentrum ragt die „Bramme“ wie ein antiker Nabel der Welt in den Himmel. Wolfgang Stoeckmann findet die 14,5 Meter hohe Stahlskulptur offensichtlich beeindruckend. Er fotografiert sie von allen Seiten. Dass Essen ein spannendes Reiseziel ist, weiß der Rentner aus Essen-Frintrop schon lange. „Wir waren gerade auf der Zeche Zollverein, Pommes essen, viele Holländer um uns herum, das ist mittlerweile normal.“ Mit „wir“ meint er sich und seine Frau, die jedoch am Fuß der Halde wartet.

Weder aus den Niederlanden, den USA oder England, sondern aus Düsseldorf kommt Daniela Egerer. Vielleicht haben die ausländischen Besucher an diesem Tag anderes vor als auf eine Halde zu klettern: so etwas wie Kunst im Folkwang Museum gucken oder auf der „Rü“, der Rüttenscheider Straße lecker essen.

Trotzdem ist es typisch für das neue Trendreiseziel Essen, dass Egerer heute hier ist. Denn die Düsseldorferin ist Wanderführerin für einen Veranstalter aus Münster. Am folgenden Wochenende wird sie mit einer Gruppe von rund 20 Personen über den ZollvereinSteig wandern. Zusammen mit ihrem Begleiter checkt sie nochmal die Route, heute allerdings nicht zu Fuß, sondern auf einem E-Mountainbike. Warum soll es gerade der ZollvereinSteig sein und nicht das Umland von Münster? „Der Steig ist extrem abwechslungsreich. Man kommt durch Siedlungen, Kleingartenanlagen, sieht viel Kultur- und Industriegeschichte. Es gibt Ausblicke, Waldstücke, es ist alles dabei.“

„Der Steig ist extrem abwechslungsreich: Siedlungen, Kleingärten, viel Kultur- und Industriegeschichte.“

Daniela Egerer

AUSFLUG IN DEN SÜDEN

Mit seinenFreizeitmöglichkeiten lockt der Baldeneysee auch Besucherinnen und Besucher aus der Umgebung. An der Korte Klippe hat man den besten Blick auf den Baldeneysee.

KULTUR MAL ANDERS

Das VR-Erlebnisses „Aufwind“ noch ein Geheimtipp

„Flying Fräulein“ fliegt wieder

Nicht auf Wander-, sondern auf Zeitreise geht es beim jüngsten Zugang der touristischen Angebote in Essen. „Aufwind – ein interaktives VR-Filmerlebnis“ führt in die Anfänge der Fliegerei. Die Location nahe des Kennedyplatzes hat etwas von einem Pop-up-Store. Es gibt einen kleinen Ausstellungsraum, einen Mini-Kinosaal und als Highlight einen Raum mit „Motion Seats“. Dort taucht man in das Leben der Essenerin Thea Rasche ein. Sie war eine der ersten Kunstflugpilotinnen der Welt und wurde in den 1920er-Jahren in den USA als „Flying Fräulein“ gefeiert.

„Ich fand es mega“, sagt Birgit Vogt, die mit ihrem Mann und einem befreundeten Ehepaar aus dem Essener Umland in die Stadt gekommen ist. „Ein weiteres Highlight für Essen“, sagt sie begeistert. Florian Hecker von der EMG wird es freuen, denn das VR-Erlebnis ist erst seit einigen Monaten am Start und hat es ebenso wie die Heldin Thea Rasche verdient, bekannter zu werden. Für alle, die nach „Aufwind“ Lust aufs Fliegen bekommen haben, hat Hecker noch einen Tipp: einen Zeppelin-Rundflug. „Das geht für Privatpersonen weltweit nur an zwei Orten. Einer davon ist Essen.“


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