Interprofessionelle Ausbildungsstation
ZWEI BERUFE, EIN TEAM
Auf der Interprofessionellen Ausbildungsstation der Universitätsmedizin Essen gehen angehende Pflegefachpersonen und Ärzte gemeinsam in die Lehre.
TEXT: CAROLIN DIEL
FOTOS: LUIS MELENDEZ/UNSPLASH, PRIVAT, UME
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Klinik für Kinderheilkunde III am Universitätsklinikum Essen, 12. Mai 2023. Auf der K6, der Intermediate-Care-Station, sind die Rollen heute anders verteilt. Für die Patienten in zwei Zimmern haben eine Medizinstudentin im praktischen Jahr (PJ) und zwei Pflegeauszubildende das Sagen. Eine von ihnen: Jennifer Ostrowski. „Wenn ein Kind plötzlich gefiebert hat, haben wir früher immer eine Examinierte geholt und die hat dann gehandelt. Jetzt hat die Examinierte uns gefragt, was zu tun ist“, so die Auszubildende im dritten Jahr. Der Hintergrund dieses Rollenwechsels? Auf der K6 läuft im Mai für zwei Wochen ein neues Projekt: die Interprofessionelle Ausbildungsstation.
Ärzte und Pflegende sind als Team dafür verantwortlich, einen Patienten zu versorgen. In ihrer Ausbildung haben die Berufsgruppen jedoch kaum Berührungspunkte. Das will man mit der Interprofessionellen Ausbildungsstation ändern. „Medizinstudierende im PJ und Pflegeauszubildende – vornehmlich im dritten Ausbildungsjahr – betreuen gemeinsam eigenverantwortlich, unter Supervision, Teile einer Station“, so Projektleiterin Ines Thies. Anders als in den regulären Praxiseinheiten entscheiden sie selbst über Pflegemaßnahmen und Therapien – natürlich in Rücksprache mit ihren Betreuern auf den Stationen. Dreimal im Jahr sind zwei Wochen auf verschiedenen Stationen für das Projekt vorgesehen. Einen ersten Probelauf gab es vergangenen Herbst in der Angiologie. Aus organisatorischen Gründen allerdings nur mit zwei Pflegeauszubildenden. Im Mai ging das Projekt auf der K6 in die zweite Runde – nun auch mit einer PJlerin.

Auszubildende Hannah Becker (r.) bei der Einweisung
zum Atemwegsmanagement.
Auszubildende Hannah Becker (r.) bei der Einweisung zum Atemwegsmanagement.
Auszubildende Hannah Becker (r.) bei der Einweisung zum Atemwegsmanagement.
Von der Zuarbeiterin zur Entscheiderin
Mit dem Rollenwechsel von der Zuarbeiterin zur Entscheiderin müssen die drei Berufsanfängerinnen auch zum ersten Mal in den direkten Austausch mit anderen Berufsgruppen gehen. Auch untereinander sollen die drei immer in engem Austausch bleiben. Die angehenden Pflegekräfte und Mediziner sollen so die Scheu davor verlieren, im Joballtag aufeinander zuzugehen, und lernen, wie man Kommunikation gestalten muss, damit beide Seiten zufrieden sind.
Worauf es dabei ankommt, haben die Projektteilnehmerinnen im Laufe des Projekts schnell gemerkt: Selbstbewusstsein, gegenseitigen Respekt, Zuhören. Denn oft sehen Pflegefachpersonen Dinge, die Ärzte nicht wahrnehmen und umgekehrt. „Die Pflege hat eher den ‚Blick hinter die Kulissen‘. Sie bekommt zum Beispiel mit, wie der Patient isst und trinkt. Das ist ein wichtiger Indikator, wo wir Ärzte von dem abhängig sind, was man uns erzählt“, erklärt PJlerin Pia Tüller. „Nur wenn wir immer wieder gemeinsam schauen, welche Standpunkte die Ärzte und welche wir von der Pflege jeweils haben, können wir für den Patienten den besten Weg finden“, so die Pflegeauszubildende Hannah Becker. An dem Projekt seien sie gewachsen, sagen alle drei Teilnehmerinnen. Langfristig will Projektleiterin Ines Thies die Anzahl der Teilnehmenden erhöhen und die Laufzeit der Ausbildungsstationen ab 2024 auf drei Wochen ausweiten.

Gut vorbereitet: Die Auszubildenden Jennifer Ostrowski (l.)
und Hannah Becker (M.) bekommen genau erklärt, welche
Utensilien auf der K6 wofür verwendet werden.
Gut vorbereitet: Die Auszubildenden Jennifer Ostrowski (l.)und Hannah Becker (M.) bekommen genau erklärt, welche Utensilien auf der K6 wofür verwendet werden.
Gut vorbereitet: Die Auszubildenden Jennifer Ostrowski (l.)und Hannah Becker (M.) bekommen genau erklärt, welche Utensilien auf der K6 wofür verwendet werden.
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