SEXUALISIERTE GEWALT
NULL TOLERANZ
Das Risiko sexuell belästigt zu werden, ist in kaum einem anderen Berufsfeld so hoch wie in Gesundheitsberufen. Die Universitätsmedizin Essen setzt sich deswegen für ein respektvolles Miteinander ein.
SEXUALISIERTE GEWALT
NULL TOLERANZ
Das Risiko sexuell belästigt zu werden, ist in kaum einem anderen Berufsfeld so hoch wie in Gesundheitsberufen. Die Universitätsmedizin Essen setzt sich deswegen für ein respektvolles Miteinander ein.
SEXUALISIERTE GEWALT
NULL TOLERANZ
Das Risiko sexuell belästigt zu werden, ist in kaum einem anderen Berufsfeld so hoch wie in Gesundheitsberufen. Die Universitätsmedizin Essen setzt sich deswegen für ein respektvolles Miteinander ein.
TEXT: JULIA JANSEN FOTO: ISTOCK
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Anzügliche Bemerkungen, obszöne Gesten, übergriffige Berührungen – Grenzüberschreitungen und sexuelle Gewalt sind auch in deutschen Krankenhäusern ein Thema. Diverse Studien zeigen: Im Vergleich zu anderen Berufsfeldern ist das Risiko, sexuell belästigt zu werden, im Gesundheitswesen besonders hoch. So gaben bei einer Umfrage aus dem Jahr 2021 rund drei Viertel der Beschäftigten in Kliniken an, schon einmal verbale sexualisierte Gewalt erlebt zu haben, 47 Prozent sogar körperliche Übergriffe. Die Gründe für sexuelle Belästigung im Gesundheitsbereich sind vielfältig, sagt Angela Rüland, Gleichstellungsbeauftragte der Universitätsmedizin Essen: „Krankenhäuser sind generell Orte, an denen viel körpernahe Arbeit verrichtet werden muss und so persönliche Grenzen schnell überschritten werden können.“ Auch der Umgang mit betrunkenen Patienten in der Notaufnahme oder dementen Menschen, die ihr Verhalten aufgrund kognitiver Einschränkungen nicht mehr steuern können, erhöht das Risiko, belästigt zu werden. Auf der anderen Seite begünstigen starke Hierarchien innerhalb der Belegschaft sexuelle Grenzverletzungen. „Hinzu kommen ganz allgemeine Ursachen, wie zum Beispiel unterschiedliche Generationen und Kulturen, die im Krankenhausalltag aufeinandertreffen“, ergänzt Dr. Eva Willmann, die im Dekanat der Medizinischen Fakultät Duisburg-Essen arbeitet und dort kürzlich eine Umfrage zu Belästigungserfahrungen von Studierenden durchgeführt hat. Sie weiß: Das Gefühl der Belästigung hängt immer auch von der persönlichen Sozialisation und den eigenen Vorerfahrungen ab. Aufs eigene Gefühl zu hören und zu erspüren, wann die persönliche Grenze und die Grenze des Gegenübers überschritten werden, sei deswegen essenziell, so Willmann.
Sexuelle Belästigung und Gewalt werden in drei Kategorien eingeteilt: nonverbale sexuelle Belästigung – zum Beispiel durch zweideutige Gesten und Posen –, verbale sexuelle Belästigung, wie zum Beispiel durch das Erzählen von anzüglichen Witzen und der Aufforderung zu sexuellen Handlungen, und körperliche sexuelle Belästigung. Darunter fällt zum Beispiel unangebrachter Körperkontakt. In Deutschland ist der Schutz vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verankert.
Grenzüberschreitungen vorbeugen
An der Medizinischen Fakultät wurden für diesen Zweck eine Leitlinie und zwei praxisnah formulierte Selbstverständnisse eingeführt. Sie sollen helfen, das Miteinander noch achtsamer zu gestalten. „Mit den Dokumenten wollen wir für Grenzüberschreitungen sensibilisieren“, erklärt Mitautorin Willmann. An der Universitätsmedizin Essen wird seit langem eine Null-Toleranz-Politik verfolgt, die darauf abzielt, Patienten und Mitarbeitende zu schützen. Kürzlich wurde eine neue Arbeitsgruppe an der UME ins Leben gerufen, die sich unter anderem mit Antidiskriminierung und sexueller Belästigung beschäftigt. Ihr Ziel: Die Hemmschwelle, Vorfälle zu melden, soll sinken. Und Betroffene sollen darin bestärkt werden, ihre Erfahrungen zu teilen und sich bei einer der Anlaufstellen beraten zu lassen. Denn eins ist an der UME klar: Sexuelle Belästigung wird hier nicht toleriert.
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