VEREINE
GLÜCKLICH VEREINT
Ob Übungsleiter oder Tellerwäscher: Während sich viele Vereine über positive Mitgliederzahlen freuen, nimmt die Zahl der Ehrenamtlichen stetig ab. Wie drei Essener Vereine einen Weg gefunden haben, diesem Rückgang entgegenzuwirken.
VEREINE
GLÜCKLICH VEREINT
Ob Übungsleiter oder Tellerwäscher: Während sich viele Vereine über positive Mitgliederzahlen freuen, nimmt die Zahl der Ehrenamtlichen stetig ab. Wie drei Essener Vereine einen Weg gefunden haben, diesem Rückgang entgegenzuwirken.
TEXT: ARON SONDERKAMP
FOTOS: JAN LADWIG

Gleich sieben Sportarten bietet der ETUF an.
Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten
Die Halle steht leer, der Wischmopp bleibt trocken, die nächste Versammlung ist schon seit Wochen überfällig. Wo früher viele Engagierte mit angepackt haben, fehlen heute die helfenden Hände. „In allen Gesellschaftsbereichen herrscht das gleiche Problem: Die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, nimmt ab“, sagt Thorsten Flügel, Geschäftsführer des Essener Sportbundes (ESPO). Auch der Dachverband von 470 Essener Sportvereinen mit rund 130.000 Mitgliedern bekommt das zu spüren.
Kreativ fürs Ehrenamt
Eine Umfrage des ESPO ergab, dass 150 Vereinen des Verbands in den kommenden Jahren insgesamt rund 2.000 Ehrenamtliche fehlen werden. Für diesen Mangel sieht Flügel mehrere Gründe. Generell würden die Ehrenamtlichen immer älter und die jüngere Generation rücke nicht im benötigten Maß nach. „Außerdem hat sich die Arbeits- und Lebenswelt verändert. Die meisten haben weniger Zeit als früher. Ich glaube auch, dass immer weniger Menschen bereit sind, sich dauerhaft an ein Ehrenamt zu binden“, so Flügel. Dabei zieht sich das Problem durch alle Ehrenämter. „Es fehlen Vorstände, Übungsleiter, aber auch Leute, die die Kabine saubermachen oder einfach mal ein Würstchen grillen.“ Wer neue Helfer für sich gewinnen will, muss kreativ werden. Deswegen arbeitet der ESPO an einer Datenbank, in der Interessierte ein Ehrenamt suchen und Vereine ein benötigtes Ehrenamt anbieten können. So sollen beide Seiten leichter zueinander finden. Auch einige hiesige Vereine haben für die Probleme rund ums Ehrenamt gute Lösungsansätze gefunden. Aufgewirbelte rote Asche, fliegende gelbe Filzbälle und Jubelschreie durchbrechen schon in den Morgenstunden die idyllische Ruhe am Baldeneysee. Grund dafür sind die Junior Open, bei denen sich der Tennis-Nachwuchs des Essener Turn- und Fechtvereins mit vielen anderen Vereinen misst. Der 2.400 Mitglieder starke Sportverein bietet auf seiner Anlage allerdings Platz für weit mehr als nur Tennis. Hinzu kommen mit Fechten, Golf, Hockey, Rudern, Segeln und Turnen sechs weitere Sportarten. In dieser Struktur liegt das erste Erfolgsrezept.
Wie sich das Ehrenamt im ETUF entwickelt, erklärt Lutz Cardinal von Widdern.
Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten
Die Halle steht leer, der Wischmopp bleibt trocken, die nächste Versammlung ist schon seit Wochen überfällig. Wo früher viele Engagierte mit angepackt haben, fehlen heute die helfenden Hände. „In allen Gesellschaftsbereichen herrscht das gleiche Problem: Die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, nimmt ab“, sagt Thorsten Flügel, Geschäftsführer des Essener Sportbundes (ESPO). Auch der Dachverband von 470 Essener Sportvereinen mit rund 130.000 Mitgliedern bekommt das zu spüren.
Kreativ fürs Ehrenamt
Eine Umfrage des ESPO ergab, dass 150 Vereinen des Verbands in den kommenden Jahren insgesamt rund 2.000 Ehrenamtliche fehlen werden. Für diesen Mangel sieht Flügel mehrere Gründe. Generell würden die Ehrenamtlichen immer älter und die jüngere Generation rücke nicht im benötigten Maß nach. „Außerdem hat sich die Arbeits- und Lebenswelt verändert. Die meisten haben weniger Zeit als früher. Ich glaube auch, dass immer weniger Menschen bereit sind, sich dauerhaft an ein Ehrenamt zu binden“, so Flügel. Dabei zieht sich das Problem durch alle Ehrenämter. „Es fehlen Vorstände, Übungsleiter, aber auch Leute, die die Kabine saubermachen oder einfach mal ein Würstchen grillen.“ Wer neue Helfer für sich gewinnen will, muss kreativ werden. Deswegen arbeitet der ESPO an einer Datenbank, in der Interessierte ein Ehrenamt suchen und Vereine ein benötigtes Ehrenamt anbieten können. So sollen beide Seiten leichter zueinander finden. Auch einige hiesige Vereine haben für die Probleme rund ums Ehrenamt gute Lösungsansätze gefunden. Aufgewirbelte rote Asche, fliegende gelbe Filzbälle und Jubelschreie durchbrechen schon in den Morgenstunden die idyllische Ruhe am Baldeneysee. Grund dafür sind die Junior Open, bei denen sich der Tennis-Nachwuchs des Essener Turn- und Fechtvereins mit vielen anderen Vereinen misst. Der 2.400 Mitglieder starke Sportverein bietet auf seiner Anlage allerdings Platz für weit mehr als nur Tennis. Hinzu kommen mit Fechten, Golf, Hockey, Rudern, Segeln und Turnen sechs weitere Sportarten. In dieser Struktur liegt das erste Erfolgsrezept.
Wie sich das Ehrenamt im ETUF entwickelt, erklärt Lutz Cardinal von Widdern.
„Neben den sieben Vorständen des ETUF e.V. haben auch unsere einzelnen Sportriegen jeweils sechs bis acht Vorstandsmitglieder. So ist es deutlich einfacher, die Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen“, erzählt Lutz Cardinal von Widdern, erster Vorsitzender des ETUF. Darüber hinaus beschäftigt der Verein auch mehrere hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Unser Geschäftsführer und die beiden Mitarbeiterinnen unserer Geschäftsstelle übernehmen viele Verwaltungsaufgaben. Steuer- und Vertragsangelegenheiten zum Beispiel können nicht warten. Das kann man ohne Hauptamtliche nicht abdecken. Außerdem werden die Geländepflege sowie die Reinigung unserer Gebäude von Angestellten übernommen.“
Eine große Vereinsfamilie
Auch für die arbeitsintensiven Vorstandsämter sei die Suche nach Ehrenamtlichen nicht einfach. Von Widdern selbst betreibt das Amt des ersten Vorsitzenden seit neun Jahren aus Überzeugung ehrenamtlich: „Ich bin seit 30 Jahren im Verein, habe hier meine Frau kennengelernt und habe Kinder und Enkel, die hier Sport machen oder gemacht haben.“ Diese Familientraditionen würden an vielen Stellen im Verein dazu führen, dass sich offene Posten von selbst besetzen, so von Widdern. Allerdings gilt auch im ETUF: „Vor dem 50. Geburtstag muss ich die Leute eigentlich gar nicht ansprechen. Das Ehrenamt ist teilweise ein Vollzeitjob.“ Sorgen macht sich von Widdern dennoch nicht: „Der Verein ist Teil der Familie. Man gibt gerne etwas zurück. Das Gefühl, auch im Ruhestand gebraucht zu werden, ist schön.“

Ehrenamtliche begleiten beim ETUF unter anderem Jugendturniere.
„Neben den sieben Vorständen des ETUF e.V. haben auch unsere einzelnen Sportriegen jeweils sechs bis acht Vorstandsmitglieder. So ist es deutlich einfacher, die Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen“, erzählt Lutz Cardinal von Widdern, erster Vorsitzender des ETUF. Darüber hinaus beschäftigt der Verein auch mehrere hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Unser Geschäftsführer und die beiden Mitarbeiterinnen unserer Geschäftsstelle übernehmen viele Verwaltungsaufgaben. Steuer- und Vertragsangelegenheiten zum Beispiel können nicht warten. Das kann man ohne Hauptamtliche nicht abdecken. Außerdem werden die Geländepflege sowie die Reinigung unserer Gebäude von Angestellten übernommen.“
Eine große Vereinsfamilie
Auch für die arbeitsintensiven Vorstandsämter sei die Suche nach Ehrenamtlichen nicht einfach. Von Widdern selbst betreibt das Amt des ersten Vorsitzenden seit neun Jahren aus Überzeugung ehrenamtlich: „Ich bin seit 30 Jahren im Verein, habe hier meine Frau kennengelernt und habe Kinder und Enkel, die hier Sport machen oder gemacht haben.“ Diese Familientraditionen würden an vielen Stellen im Verein dazu führen, dass sich offene Posten von selbst besetzen, so von Widdern. Allerdings gilt auch im ETUF: „Vor dem 50. Geburtstag muss ich die Leute eigentlich gar nicht ansprechen. Das Ehrenamt ist teilweise ein Vollzeitjob.“ Sorgen macht sich von Widdern dennoch nicht: „Der Verein ist Teil der Familie. Man gibt gerne etwas zurück. Das Gefühl, auch im Ruhestand gebraucht zu werden, ist schön.“

Im Kräutergarten kommen Ehrenamtliche des Geschichts- und Kulturvereins regelmäßig zusammen.
Karl-Heinz Lach gibt Einblicke in den Kräutergarten in Essen-Werden.
Für jeden etwas dabei
Der Geschichts- und Kulturverein im beschaulichen Essener Stadtteil Werden hat sich gänzlich neu aufgestellt, um seine ehrenamtlichen Stellen zu besetzen. „Das Sprichwort ‚Für jeden Topf findet sich ein Deckel‘ trifft auch beim Ehrenamt zu. Diesen Deckel muss man nur finden. Und dafür muss sich ein Verein entweder auf ein Thema spezialisieren oder sich sehr breit aufstellen“, ist sich Karl-Heinz Lach, Vorsitzender des Geschichts- und Kulturvereins Werden sicher. Bevor Lach vor rund vier Jahren das Amt des Vorsitzenden übernahm, widmete sich der Verein einer Buchreihe zur Werdener Geschichte und Vorträgen zu geschichtlichen und kulturellen Themen. Inzwischen bietet der Verein Exkursionen an, unterstützt Kunst im öffentlichen Raum, kümmert sich um die Pflege des Werdener Kräutergartens und organisiert Projekte und Events wie zum Beispiel die Renovierung des Jugendstilbrunnens in Heidhausen. „So begeistern wir für unterschiedlichste Themen. Und weil wir in der lokalen Presse und auf Social Media darauf aufmerksam machen, konnten wir unser Publikum halten und sogar Menschen finden, die sich für diese Themen engagieren.“ Ein weiterer Kniff ist die kleinteilige Gestaltung der Aufgaben: „Es gibt zum Beispiel keinen klassischen Kassenwart mehr. Einer kümmert sich ums Finanzamt und der andere um die Rechnungen.“ Auch wenn es dem Werdener Verein nur sehr selten gelingt, Berufstätige für ein Ehrenamt zu gewinnen, blickt Lach positiv in die Zukunft: „Noch können wir ausscheidende Ehrenamtliche ersetzen. Und die Freude an der Arbeit, die positive Resonanz aus der Bevölkerung und die Fortführung einer langen Tradition sind ein schöner Lohn.“
Karl-Heinz Lach gibt Einblicke in den Kräutergarten in Essen-Werden.
Für jeden etwas dabei
Der Geschichts- und Kulturverein im beschaulichen Essener Stadtteil Werden hat sich gänzlich neu aufgestellt, um seine ehrenamtlichen Stellen zu besetzen. „Das Sprichwort ‚Für jeden Topf findet sich ein Deckel‘ trifft auch beim Ehrenamt zu. Diesen Deckel muss man nur finden. Und dafür muss sich ein Verein entweder auf ein Thema spezialisieren oder sich sehr breit aufstellen“, ist sich Karl-Heinz Lach, Vorsitzender des Geschichts- und Kulturvereins Werden sicher. Bevor Lach vor rund vier Jahren das Amt des Vorsitzenden übernahm, widmete sich der Verein einer Buchreihe zur Werdener Geschichte und Vorträgen zu geschichtlichen und kulturellen Themen. Inzwischen bietet der Verein Exkursionen an, unterstützt Kunst im öffentlichen Raum, kümmert sich um die Pflege des Werdener Kräutergartens und organisiert Projekte und Events wie zum Beispiel die Renovierung des Jugendstilbrunnens in Heidhausen. „So begeistern wir für unterschiedlichste Themen. Und weil wir in der lokalen Presse und auf Social Media darauf aufmerksam machen, konnten wir unser Publikum halten und sogar Menschen finden, die sich für diese Themen engagieren.“ Ein weiterer Kniff ist die kleinteilige Gestaltung der Aufgaben: „Es gibt zum Beispiel keinen klassischen Kassenwart mehr. Einer kümmert sich ums Finanzamt und der andere um die Rechnungen.“ Auch wenn es dem Werdener Verein nur sehr selten gelingt, Berufstätige für ein Ehrenamt zu gewinnen, blickt Lach positiv in die Zukunft: „Noch können wir ausscheidende Ehrenamtliche ersetzen. Und die Freude an der Arbeit, die positive Resonanz aus der Bevölkerung und die Fortführung einer langen Tradition sind ein schöner Lohn.“

Das herzliche Miteinander zieht nicht nur die Gäste, sondern auch Ehrenamtliche zu den FairSorgern.
Warum Ehrenamt so wichtig ist, erklärt Ingrid Steinhauer-Sarr.
Helfen ohne Zwang
Während sich der Tag langsam dem Ende neigt und Feierabendstimmung aufkommt, werden vor der Kirche St. Gertrud nahe des Essener Zentrums noch fleißig Stühle gerückt, Lebensmittelkisten aufgereiht und Thermobehälter geschleppt. Für die FairSorger Essen fängt der Arbeitstag gerade erst richtig an. Der 2016 gegründete Verein kümmert sich um wohnungslose und bedürftige Menschen in der Essener Innenstadt. Die Helfer verteilten regelmäßig vor der Kirche Essen, Getränke, Kleidung, Decken und Hygieneartikel oder bietet Gespräche und Beratungen an – und das rein ehrenamtlich. Um dieses Modell aufrechterhalten zu können, sind die FairSorger seit einigen Jahren Mitglied der Ehrenamtsagentur: „Die Agentur vermittelt uns regelmäßig Ehrenamtliche. Durch die Vorauswahl, die die Agentur trifft, hat es bisher oft gut gepasst“, erklärt die erste Vorsitzende Ingrid Steinhauer-Sarr. Darüber hinaus sind die FairSorger von der klassischen ehrenamtlichen Vereinsarbeit abgerückt: „Diese traditionelle Ehrenamtsstruktur, bei der die Helfenden verbindlich an festgelegten Terminen anwesend sein müssen, wäre bei uns schwierig. Das sehe ich auch bei anderen Vereinen“, erläutert Steinhauer-Sarr. Die FairSorger bieten Interessierten zunächst Hospitanzen an, bei denen sie einen ersten Eindruck gewinnen können. Auch wenn beide Parteien dann zusammenfinden, wird ohne Verpflichtung gearbeitet: „Dass hier kein Druck herrscht, ist auch ein Erfolgsrezept. Jeder bringt sich so ein, wie er kann. Wenn man mal keine Zeit hat, ist das nicht schlimm. Außerdem kann man sich immer aussuchen, ob man eher im Hintergrund arbeiten möchte oder mit Menschenkontakt.“ So sei der Verein zu einer stetig wachsenden Familie geworden: „Hier entstehen Freundschaften. Trotz der lockeren Art steht und springt man füreinander ein. So wollen wir auch erreichen, dass unser Nachwuchs langfristig Verantwortung übernimmt.“ Um diesen Nachwuchs anzusprechen, sei die regelmäßige Berichterstattung auf der eigenen Facebook-Seite sehr wichtig: „Durch unsere Tourberichte und die Fotos von uns wird sichtbar, was wir hier machen.“ Damit die Zahl der Ehrenamtlichen auch in Zukunft nicht sinkt, wünscht sich Steinhauer-Sarr mehr Unterstützung aus der Politik: „Es gibt keine Steuervergünstigungen im absoluten Ehrenamt. Ich kann nicht mal Fahrtkosten absetzen. Das ist ziemlich bitter.“ Zumal viele Menschen ohne Ehrenamtliche aufgeschmissen wären, wie die Vorsitzende selbst erfahren hat: „Als es mir im Leben wirklich schlecht ging, wurde mir ganz unbürokratisch geholfen. Das war für mich auch ausschlaggebend, um selbst ein Ehrenamt zu übernehmen.“

Drei mal die Woche geben die FairSorger vor der Kirche St. Gertrud Essen und Getränke an wohnungslose und bedürftige Menschen aus.
Warum Ehrenamt so wichtig ist, erklärt Ingrid Steinhauer-Sarr.
Helfen ohne Zwang
Während sich der Tag langsam dem Ende neigt und Feierabendstimmung aufkommt, werden vor der Kirche St. Gertrud nahe des Essener Zentrums noch fleißig Stühle gerückt, Lebensmittelkisten aufgereiht und Thermobehälter geschleppt. Für die FairSorger Essen fängt der Arbeitstag gerade erst richtig an. Der 2016 gegründete Verein kümmert sich um wohnungslose und bedürftige Menschen in der Essener Innenstadt. Die Helfer verteilten regelmäßig vor der Kirche Essen, Getränke, Kleidung, Decken und Hygieneartikel oder bietet Gespräche und Beratungen an – und das rein ehrenamtlich. Um dieses Modell aufrechterhalten zu können, sind die FairSorger seit einigen Jahren Mitglied der Ehrenamtsagentur: „Die Agentur vermittelt uns regelmäßig Ehrenamtliche. Durch die Vorauswahl, die die Agentur trifft, hat es bisher oft gut gepasst“, erklärt die erste Vorsitzende Ingrid Steinhauer-Sarr. Darüber hinaus sind die FairSorger von der klassischen ehrenamtlichen Vereinsarbeit abgerückt: „Diese traditionelle Ehrenamtsstruktur, bei der die Helfenden verbindlich an festgelegten Terminen anwesend sein müssen, wäre bei uns schwierig. Das sehe ich auch bei anderen Vereinen“, erläutert Steinhauer-Sarr. Die FairSorger bieten Interessierten zunächst Hospitanzen an, bei denen sie einen ersten Eindruck gewinnen können. Auch wenn beide Parteien dann zusammenfinden, wird ohne Verpflichtung gearbeitet: „Dass hier kein Druck herrscht, ist auch ein Erfolgsrezept. Jeder bringt sich so ein, wie er kann. Wenn man mal keine Zeit hat, ist das nicht schlimm. Außerdem kann man sich immer aussuchen, ob man eher im Hintergrund arbeiten möchte oder mit Menschenkontakt.“ So sei der Verein zu einer stetig wachsenden Familie geworden: „Hier entstehen Freundschaften. Trotz der lockeren Art steht und springt man füreinander ein. So wollen wir auch erreichen, dass unser Nachwuchs langfristig Verantwortung übernimmt.“ Um diesen Nachwuchs anzusprechen, sei die regelmäßige Berichterstattung auf der eigenen Facebook-Seite sehr wichtig: „Durch unsere Tourberichte und die Fotos von uns wird sichtbar, was wir hier machen.“ Damit die Zahl der Ehrenamtlichen auch in Zukunft nicht sinkt, wünscht sich Steinhauer-Sarr mehr Unterstützung aus der Politik: „Es gibt keine Steuervergünstigungen im absoluten Ehrenamt. Ich kann nicht mal Fahrtkosten absetzen. Das ist ziemlich bitter.“ Zumal viele Menschen ohne Ehrenamtliche aufgeschmissen wären, wie die Vorsitzende selbst erfahren hat: „Als es mir im Leben wirklich schlecht ging, wurde mir ganz unbürokratisch geholfen. Das war für mich auch ausschlaggebend, um selbst ein Ehrenamt zu übernehmen.“
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