MEIN LEBEN NACH DEM ...

... HAUTKREBS


Mit Ende 20 bekommt Kristina Hardt die Diagnose Hautkrebs. Worauf sie sich nach dem erfolgreichen Kampf gegen die Krankheit am meisten freut? Wieder zu arbeiten – in einem ganz besonderen Projekt.

TEXT: MAIKE GRÖNEWEG

FOTOS: BOZICA BABIC

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Es ist Silvester 2017, als ein Muttermal an Kristina Hardts Bauch zu bluten beginnt. Schon mehrfach hatte sie einen Arzt darauf schauen lassen. Als sie eine Woche später, nach der Entfernung des Muttermals, die Diagnose Hautkrebs erhält, ist die damals 29-Jährige nicht überrascht. Für Hardt beginnt ein neues Leben. Ihr Melanom ist zwar relativ klein, trotzdem besteht sie darauf, die umliegenden Lymphknoten zu entfernen, um eine Metastasierung auszuschließen oder zu erkennen. Wieder stimmt ihr Bauchgefühl: Einer ist befallen. Sie wechselt in die Universitätsmedizin Essen und beginnt eine Immuntherapie, doch die Nebenwirkungen machen ihr zu schaffen.

Starke Nebenwirkungen der Krebstherapie

„Die Therapie hat Migräne, eine Magenschleimhautentzündung und eine rheumatische Arthritis ausgelöst, die mir starke Schmerzen in den Gelenken bereitet hat. Ich konnte meine Hände nicht mehr schließen“, erinnert sich Hardt. An Arbeit ist für die junge Frau nicht mehr zu denken. Auch ihr Studium legt sie auf Eis. Sie muss sich arbeitslos melden. Anfang 2019 ertastet Kristina Hardt ein erstes Rezidiv: Der Krebs ist zurück. Immer wieder findet sie weitere. In der Lunge bilden sich Metastasen, sie wird mehrfach operiert. „Meine Immuntherapie hat nicht gewirkt. Ich habe mich in Studien und Leitlinien eingelesen, mich informiert und eine Bestrahlung gefordert, die dann tatsächlich zu einer Besserung geführt hat“, erzählt Hardt. Heute ist sie in Remission, hat also derzeit keine aktiven Krebszellen. Die Nebenwirkungen der Therapien spürt sie zwar zum Teil noch, aber sie „managt“ sie: „Physiotherapie und Lymphdrainagen gegen mein Rheuma taten und tun mir sehr gut.“

Akupressurringe halfen Kristina Hardt während der Therapie gegen Schmerzen. Heute trägt sie sie nur noch zur Entspannung.

Akupressurringe halfen Kristina Hardt während der Therapie gegen Schmerzen. Heute trägt sie sie nur noch zur Entspannung.

Von der Patientin zur Kollegin

Nach der Immuntherapie Ende 2021 gibt Kristina Hardt sich Zeit zur Erholung – auch in einer Selbsthilfegruppe der UME. Dabei wird Katharina Kaminski auf sie aufmerksam. „Informierte Patientinnen wie Kristina sind für uns Gold wert, denn sie haben einen ganz eigenen Erfahrungsschatz und eine andere Perspektive als Nichtbetroffene“, sagt die Referentin für Patientenbeteiligung und Selbsthilfe am Westdeutschen Tumorzentrum (WTZ) Essen. Kaminski bietet Hardt schließlich einen Job an der UME an: Seit dem 1. Juni 2024 koordiniert die ehemalige Patientin die Ausbildung sogenannter OncoPartner. „Das sind langjährige Krebspatienten und deren Angehörige, die ihr Wissen und ihren Überblick über die Unterstützungs­angebote der UME an Neuerkrankte weitergeben“, erklärt Kaminski. „Wer über seine Erkrankung informiert ist und lernt, mit Symptomen und Nebenwirkungen umzugehen, gewinnt die Kontrolle zurück, die durch den Krebs in anderen Bereichen verloren gegangen ist“, kann Hardt aus eigener Erfahrung berichten. Die heute 37-Jährige ist froh, endlich wieder arbeiten zu können. Doch „normal“ möchte Hardt ihr Leben nicht nennen: „Ich habe immer noch jeden Tag Schmerzen und Angst vor einem Rückfall. Aber ich freue mich, dass der Krebs zumindest einen Sinn hatte: dass ich jetzt diesen Job habe und damit anderen helfen kann.“


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