MUND-, KIEFER- UND GESICHTSCHIRURGIE

EIN FACH MIT VIELEN GESICHTERN


Die Universitätsmedizin Essen hat wieder eine Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie unter ihrem eigenen Dach – am St. Josef Krankenhaus Essen-Werden.

TEXT: CAROLIN DIEL

FOTOS: UME, ADOBESTOCK

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Knapp 10.000 Nervenzellen und 43 Muskeln sitzen hier, außerdem 32 Zähne und fast alle menschlichen Sinnesorgane: Das Gesicht ist eines der anatomisch komplexesten Körperteile – und eines der fragilsten. Wird hier etwas geschädigt, wird es medizinisch meist kompliziert. Daher hat sich für Verletzungen und Erkrankungen im Gesicht eine spezielle Fachrichtung entwickelt: die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie.

Rund drei Jahrzehnte lang hatte die Universitätsmedizin Essen keinen eigenen solchen Fachbereich im Klinikverbund. Mit dem Wechsel der Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie von den Kliniken Essen-Mitte (KEM) ans St. Josef Krankenhaus Essen-Werden (SJK) im April hat sich das geändert. Dass Fälle für die MKG an der UME behandelt werden, ist allerdings nicht neu. „Wir waren eigentlich immer Teil der Universitätsmedizin Essen“, erklärt Dr. Roman Pförtner, kommissarischer Leiter der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in Werden und bis April leitender Oberarzt in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an den KEM.

Nach Gründung der Universitätsklinik (UK) Essen in den 1970er-Jahren wurde dort 1973 der Lehrstuhl für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie eingerichtet. Schon damals fanden jedoch der stationäre Betrieb sowie Operationen aus Platzgründen am Krankenhaus Evangelische Huyssens-Stiftung, dem Vorläufer der KEM, statt. Mit der Emeritierung des damaligen Lehrstuhlinhabers wechselte 1998 die Trägerschaft der Klinik an die Huyssens-Stiftung und 2001 auch der ambulante Betrieb komplett nach Essen-Huttrop. Trotzdem kooperierten beide Klinikverbünde weiterhin eng miteinander.

Kürzere Wege, besserer Datenaustausch

Mit der Rückkehr an die Universitätsmedizin Essen sei die Arbeit seines Teams allerdings nochmal einfacher geworden, so Pförtner: „Wir haben jetzt Räumlichkeiten, die wir genau auf unsere Bedürfnisse anpassen konnten. Außerdem sind wir komplett digital, und der Datenaustausch im Klinikverbund klappt besser, weil wir unter einem Dach stecken.“

„Wir sind eine Schnittstelle zwischen Zahn- und Humanmedizin.“

Dr. Roman Pförtner

Was die Arbeit der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie vor allem ausmacht? Interdisziplinarität. „Wir sind ein Schnittstellenfach zwischen Zahn- und Humanmedizin“, erklärt Pförtner, der selbst seit fast 30 Jahren in der MKG arbeitet. Fachärzte brauchen hier grundsätzlich eine Doppel-Approbation. Hinzu kommt: Die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie hat ihre ganz eigenen Krankheitsbilder und ist außerdem wichtiger Kooperationspartner für andere Fachbereiche – von der Augen- und Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde über die Neuro- und Unfallchirurgie bis hin zur Pädiatrie und Onkologie.

In der wöchentlichen Kopf-Hals-Tumorkonferenz am Westdeutschen Tumorzentrum (WTZ) Essen ist die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie fest dabei. Zusätzlich wird sie bei Bedarf zu Fallbesprechungen und Patientenbehandlung verschiedenster Kliniken der Universitätsmedizin Essen dazugeholt, zum Beispiel bei Traumatapatienten mit schweren Gesichtsverletzungen oder Kleinkindern mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten.

Komplexe Fälle am Uniklinikum, Standardfälle am SJK Vier Fünftel der Arbeit leistet das Team in Werden, ein Fünftel besteht aus Auswärtseinsätzen – entweder am Universitätsklinikum Essen oder aber am BG Klinikum Duisburg, einem weiteren Kooperationspartner. Diese Einsätze seien wie Auswärtsspiele im Fußball, sagt Pförtner: „Da rücken wir mit dem ganzen Team gemeinsam aus, und das funktioniert auch nur, wenn alle gut eingespielt sind.“

Perspektivisch soll sich die Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Essen in zwei Standorte aufteilen: Am Universitätsklinikum Essen sollen vor allem komplexe Fälle und Schwerverletzte behandelt werden, am St. Josef Krankenhaus Essen-Werden die vielen Standardfälle. Dort ist bereits der stationäre Bereich und eine neue Poliklinik eingerichtet.


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