ENERGIEVERSORGUNG
WENN IM KRANKENHAUS DER STROM AUSFÄLLT
Beatmungsgeräte, Notfallambulanz, Operationssäle – all das braucht rund um die Uhr Strom. Würde dieser am Universitätsklinikum Essen nicht mehr fließen, wäre das fatal. Gut, dass es Notfallpläne gibt.
TEXT: MAIKE GRÖNEWEG
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Der Winter 2022/23 ist längst geschafft, die Energie entgegen vielen Befürchtungen nicht knapp geworden. Und trotzdem überarbeitet das Universitätsklinikum Essen weiterhin die Notfallpläne für Stromausfälle. „Wir schätzen das Risiko für einen Blackout langfristig als konstant ein. Dabei sehen wir aber eher Störungen an unserer IT-Infrastruktur als größte Gefahr“, sagt Stefan Neuhaus, technischer Betriebsleiter. Wie schnell so etwas passieren kann, zeigt ein Fall aus dem Februar 2023: Ein Bagger in Frankfurt durchtrennte vier Glasfaserstränge, sodass Teile der IT-Systeme der Lufthansa und damit unzählige Flüge ausfielen.
Neuhaus ist seit Jahrzehnten auf die Herausforderungen eines Stromausfalls vorbereitet, die Infrastruktur wird in regelmäßigen Abständen getestet. „Neu ist, dass wir, angestoßen durch die Energiekrise, unsere technischen Ablaufpläne jetzt mit den medizinischen Abläufen bei einem Blackout zusammenbringen“, sagt er. „Gerade arbeiten wir noch daran, wie wir personell und organisatorisch vom Regelbetrieb in den Krisenmodus switchen“, ergänzt Prof. Dr. Clemens Kill, Direktor des Zentrums für Notfallmedizin, „aber wir sind jetzt schon so gut wie nie zuvor auf einen Stromausfall vorbereitet“. Gemeinsam mit ihren Teams und Angela Prinz, Leiterin des Sicherheitstechnischen Diensts, haben die beiden Männer eine komplexe Infrastruktur zur Notversorgung entwickelt, die sich in vier Phasen unterteilen lässt.
Phase 1
Phase 1 ist ein normaler Tag. Die Klinik erhält Strom über vier jeweils faustdicke Leitungen, die kontinuierlich 56 Gebäude, 1.300 Betten und 55.000 stationäre Patientinnen und Patienten versorgen. So viel Energie brauchen 15.000 Zweipersonenhaushalte. Kommt keine Elektrizität mehr an, beginnt Phase 2.
Phase 1
Phase 1 ist ein normaler Tag. Die Klinik erhält Strom über vier jeweils faustdicke Leitungen, die kontinuierlich 56 Gebäude, 1.300 Betten und 55.000 stationäre Patientinnen und Patienten versorgen. So viel Energie brauchen 15.000 Zweipersonenhaushalte. Kommt keine Elektrizität mehr an, beginnt Phase 2.
Phase 2
Wenn in den Stromleitungen die Spannung abfällt, wird die Notstromversorgung auf dem Campus in Gang gesetzt. Gleichzeitig wird ein Krisenstab mit mehr als 20 Führungskräften einberufen, darunter Neuhaus und Kill. „Wir müssen feststellen, ob es sich um einen kurzfristigen, punktuellen Stromausfall handelt. Dann würden unsere Maßnahmen ausreichen und wir könnten Entwarnung geben“, sagt Kill. Bei einem längeren und flächendeckenden Blackout hingegen wird Alarm für die Klinikeinsatzleitung ausgelöst. Vier Stunden bleiben dem Team, um weitere Vorbereitungen zu treffen: Möglichst viele Patienten, zum Beispiel leicht verletzte oder solche, die auf verschiebbare Operationen warten, müssen entlassen werden. Alles, was nicht lebensnotwendig ist, wird sofort gestoppt.
Den Stromausfall bekommen Mitarbeitende und Patienten sofort zu spüren, denn es dauert bis zu 15 Sekunden, bis die Notstromaggregate laufen. In dieser Zeit gehen zahlreiche Alarmtöne los und die Brandschutztüren schließen sich. Außerdem wird es kurz dunkel, danach geht nur etwa die Hälfte der Lampen wieder an. Unterschieden wird dabei in drei Gruppen. „Büros und dergleichen werden überhaupt nicht mit Notstrom versorgt. In Patienten- und Untersuchungszimmern leuchtet zumindest eine Deckenlampe. In den kritischen Bereichen wie Intensivstationen, Notaufnahmen und Operationsbereichen läuft alles wie gewohnt weiter“, erklärt Neuhaus. 72 Stunden ohne Strom kann das Universitätsklinikum mit den Aggregaten überbrücken, ohne Kraftstoff nachtanken zu müssen.

Phase 2
Wenn in den Stromleitungen die Spannung abfällt, wird die Notstromversorgung auf dem Campus in Gang gesetzt. Gleichzeitig wird ein Krisenstab mit mehr als 20 Führungskräften einberufen, darunter Neuhaus und Kill. „Wir müssen feststellen, ob es sich um einen kurzfristigen, punktuellen Stromausfall handelt. Dann würden unsere Maßnahmen ausreichen und wir könnten Entwarnung geben“, sagt Kill. Bei einem längeren und flächendeckenden Blackout hingegen wird Alarm für die Klinikeinsatzleitung ausgelöst. Vier Stunden bleiben dem Team, um weitere Vorbereitungen zu treffen: Möglichst viele Patienten, zum Beispiel leicht verletzte oder solche, die auf verschiebbare Operationen warten, müssen entlassen werden. Alles, was nicht lebensnotwendig ist, wird sofort gestoppt.
Den Stromausfall bekommen Mitarbeitende und Patienten sofort zu spüren, denn es dauert bis zu 15 Sekunden, bis die Notstromaggregate laufen. In dieser Zeit gehen zahlreiche Alarmtöne los und die Brandschutztüren schließen sich. Außerdem wird es kurz dunkel, danach geht nur etwa die Hälfte der Lampen wieder an. Unterschieden wird dabei in drei Gruppen. „Büros und dergleichen werden überhaupt nicht mit Notstrom versorgt. In Patienten- und Untersuchungszimmern leuchtet zumindest eine Deckenlampe. In den kritischen Bereichen wie Intensivstationen, Notaufnahmen und Operationsbereichen läuft alles wie gewohnt weiter“, erklärt Neuhaus. 72 Stunden ohne Strom kann das Universitätsklinikum mit den Aggregaten überbrücken, ohne Kraftstoff nachtanken zu müssen.

Phase 3
Die Geräte auf der Intensivstation, zum Beispiel Beatmungsgeräte und Dialysegeräte, dürfen die 15 Sekunden, die es maximal dauert, bis die Generatoren Storm liefern, nicht ausfallen. „Deswegen werden sie von riesigen Batterien versorgt, die vier bis sechs Stunden Strom liefern können – auch für den Fall, dass die Aggregate ausgehen oder gar nicht erst anspringen“, sagt Neuhaus. Eine halbe Sekunde brauchen diese Batterien, um den unterbrochenen Stromfluss zu überbrücken. Immer noch zu lang für die Serversysteme des Klinikums, die extra mit einem eigenen Batteriesystem versorgt werden, um Datenverluste zu vermeiden.
Phase 3
Die Geräte auf der Intensivstation, zum Beispiel Beatmungsgeräte und Dialysegeräte, dürfen die 15 Sekunden, die es maximal dauert, bis die Generatoren Storm liefern, nicht ausfallen. „Deswegen werden sie von riesigen Batterien versorgt, die vier bis sechs Stunden Strom liefern können – auch für den Fall, dass die Aggregate ausgehen oder gar nicht erst anspringen“, sagt Neuhaus. Eine halbe Sekunde brauchen diese Batterien, um den unterbrochenen Stromfluss zu überbrücken. Immer noch zu lang für die Serversysteme des Klinikums, die extra mit einem eigenen Batteriesystem versorgt werden, um Datenverluste zu vermeiden.
Phase 4
Phase 4 beginnt, wenn das Heizöl für die Notstromaggregate und die Batterieleistung aufgebraucht sind. Nur in den überlebenswichtigen Geräten gibt es weitere Batterien, die für wenige Stunden weiter Elektrizität liefern. Batteriebetriebene Stirnlampen in den lebensnotwendigen Bereichen können punktuell das Licht ersetzen. In dieser Phase kann nur noch für kurze Zeit das Allerdringendste behandelt werden.

Phase 4
Phase 4 beginnt, wenn das Heizöl für die Notstromaggregate und die Batterieleistung aufgebraucht sind. Nur in den überlebenswichtigen Geräten gibt es weitere Batterien, die für wenige Stunden weiter Elektrizität liefern. Batteriebetriebene Stirnlampen in den lebensnotwendigen Bereichen können punktuell das Licht ersetzen. In dieser Phase kann nur noch für kurze Zeit das Allerdringendste behandelt werden.

Dann ist der Blackout da.
„Wir hoffen, dass es nie so weit kommt. Aber falls doch, ist unser Krankenhaus wahrscheinlich der sicherste Ort der Stadt“, sagt Kill.

Dann ist der Blackout da.
„Wir hoffen, dass es nie so weit kommt. Aber falls doch, ist unser Krankenhaus wahrscheinlich der sicherste Ort der Stadt“, sagt Kill.
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