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Sophie Schreiber ist transgender: Sie wurde als Mann geboren, aber fühlte sich als Frau. Mit einer geschlechts­anglei­chenden Operation am Univer­sitäts­klinikum Essen begann für sie ein neues Leben.

TEXT: MAIKE GRÖNEWEG

FOTOS: JAN DÜFELSIEK

TEXT: CAROLIN DIEL

FOTOS: BOZICA BABIC

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

In der Kindheit war sie sich selbst ein Rätsel. „Irgendwas ist hier nicht ganz richtig mit mir“, dachte das in einem Jungenkörper geborene Kind aus Hameln. Da war dieses Gefühl, das sich nicht benennen ließ – das gerade deshalb belastend war. Später in der Pubertät wurde es noch schlimmer. „Ich war schrecklich unzufrieden mit mir und meinem Körper“, erinnert sich Sophie Schreiber heute. „Ich konnte das nicht verbal äußern, wusste aber: Eigentlich bin ich kein Junge, ich bin ein Mädchen.“

Schreibers Erfahrungen sind typisch für Trans-Personen, also für Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, mit dessen physischen Merkmalen sie geboren wurden. Wie viele Trans-Menschen in Deutschland leben, ist nicht bekannt. Beziffern lässt sich allerdings, wie viele geschlechtsangleichende Operationen durchgeführt wurden. 2020 betraf es nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes 2.155 Frauen und Männer. Allerdings nehmen nicht alle Trans-Menschen den langen Weg geschlechtsangleichender Operationen auf sich.

Sophie Schreiber hat sich dafür entschieden. Doch bis es dazu kam, vergingen noch etliche Jahre. „Ich habe mich schlichtweg nicht getraut, mein Frausein nach außen zu tragen“, bekennt die Mittfünfzigerin. Zu groß sei die Angst vor den Reaktionen in ihrem Umfeld gewesen.

Erinnerungen an ein früheres Leben: Das Foto zeigt Schreiber einmal in ihrer alten Rolle als Mann und der neuen als Frau.

Die geschlechtsangleichende Operation: ein zweiter Geburtstag

Mit Mitte 40 ging es für Schreiber nicht mehr: „Entweder bekenne ich mich dazu, eine Frau zu sein, oder ich kaufe mir einen Strick.“ Sie entschied sich gegen den Strick und outete sich 2014. „Das war das Beste, was ich tun konnte“, erinnert sie sich. Von da an sei sie wieder mit sich zufrieden gewesen. Zumindest fast, denn jetzt wollte Schreiber auch körperlich werden, was sie innerlich fühlt. Nach dem Outing suchte sich Schreiber professionelle Hilfe, ließ ihren Vornamen ändern und begann mit einer gegengeschlechtlichen Hormontherapie. Ihr Körper veränderte sich, wurde weiblicher – zu Schreibers Freude. Sogar mit Mitte 40 noch einmal Pubertätsbeschwerden zu erleben, nahm sie mit Humor.

Nun sollte auch der letzte große Schritt folgen – die geschlechtsangleichende Operation. „Mein eigentlicher Favorit war von vornherein Essen. Meine Psychotherapeutin hatte mir einen ausführlichen Bericht aus der Universitätsmedizin Essen gegeben, in dem der Eingriff Schritt für Schritt mit Bildern beschrieben war“, erinnert sich Schreiber. Sie fuhr also nach Essen und besuchte die Sprechstunde von Dr. Jochen Heß an der Klinik für Urologie.

Bei Heß und seinem Team hatte Schreiber direkt ein sehr gutes Gefühl und viel Vertrauen. Andere Kliniken schaute sie sich gar nicht mehr an. Am 7. Februar 2017 war dann der große Tag. Bei Sophie Schreiber überdeckte die Vorfreude jegliche Angst vor dem Eingriff. Und tatsächlich: Als sie nach der Operation das erste Mal unter den Verband blickte, rollten Freudentränen. Den Pflegefachpersonen und Dr. Jochen Heß ist sie noch heute sehr dankbar und empfiehlt die Universitätsmedizin Essen gerne anderen Trans-Frauen weiter. „Der 7. Februar ist mein zweiter Geburtstag, meinen eigentlichen feiere ich nicht mehr. Diese Operation war meine Befreiung“, sagt Schreiber.


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