MEINE ENTDECKUNG

HOFFNUNG FÜR EINE MILLION

Obwohl das Polyzystische Ovar-Syndrom zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen gehört, gibt es bisher keine zugelassenen Therapien.

ILLUSTRATION: MARIA MARTIN

TEXT: JULIA JANSEN

PD Dr. Susanne Reger-Tan ist Oberärztin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel und Leiterin des Diabeteszentrums.

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Aktuelle Forschungsergebnisse

veröffentlichen wir hier:

www.uni-due.de/med/news

Rund fünfzehn Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden unter dem Polyzystischen Ovar-Syndrom (PCOS) – das sind allein in Deutschland rund eine Millionen Menschen. Trotzdem sind die Ursachen der Stoffwechselerkrankung, die sich unter anderem durch übermäßige Körperbehaarung, Zyklusstörungen und Übergewicht äußert, bisher weitgehend unbekannt. „Das Syndrom ist hochkomplex und reicht von äußerlichen Veränderungen über Fragen der Fruchtbarkeit zu metabolischen Langzeitfolgen“, sagt PD Dr. Susanne Reger-Tan, die in der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel schon mehr als 2.000 Patientinnen mit PCOS behandelt hat. Dass nicht wenige Frauen dafür weite Wege auf sich nehmen, zeigt, wie hoch der Leidensdruck der Betroffenen ist. „Viele haben es schwer, sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen und fühlen sich durch den Überschuss an männlichen Hormonen in ihrer Weiblichkeit beeinträchtigt“, weiß die Oberärztin, die eng mit der PCOS Selbsthilfegruppe Deutschland e. V. zusammenarbeitet. Aber auch das erhöhte Risiko, an Übergewicht, Diabetes oder anderen langfristigen Folgen zu erkranken, bereitet vielen Patientinnen Sorge.

Neuer Therapieansatz: SGLT-Inhibitoren Da es bisher keine zugelassenen Therapien gibt, wird PCOS vor allem durch Antidiabetika wie Metformin behandelt. Susanne Reger-Tan und ihr Team forschen deswegen intensiv an der Erprobung neuer Therapieoptionen. Große Hoffnung setzt die PCOS-Expertin aktuell auf eine zuletzt veröffentlichte Phase-II-Studie, in der ausgewählte Patientinnen über zwei Wochen sogenannte SGLT-1- und -2-Inhibitoren eingenommen haben. Diese Antidiabetika hemmen Glukose-Transporter in Darm und Nieren und führen dazu, dass weniger Glukose im Darm aufgenommen und mehr Glukose über den Urin ausgeschieden wird. „Die Auswirkungen auf die Gesundheit der Patientinnen waren sehr vielversprechend – einige Frauen hatten sogar kurz nach der Einnahme einen Eisprung. Die Präparate könnten also auch für Patientinnen mit Kinderwunsch spannend sein“, so Reger-Tan. Ob und wann die Inhibitoren für die Behandlung von PCOS zugelassen werden, ist aber noch unklar. Susanne Reger-Tan: „Ich hoffe, dass wir für Frauen mit PCOS mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und mehr Optionen für klinische Medikamentenstudien bereitstellen können, sodass uns endlich zugelassene Medikamente zur Verfügung stehen. Bisher erfolgt die Behandlung des PCOS im Off-Label-Use. Daher müssen die Patientinnen die Therapie aus eigener Tasche zahlen.“


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