MEINE ENTDECKUNG

BOOTCAMP FÜR IMMUNZELLEN

Prof. Dr. Dirk Reinhardt forscht zur akuten myeloischen Leukämie, an der noch viele Kinder sterben.

ILLUSTRATION: MARIA MARTIN

TEXT: JULIA JANSEN

Prof. Dr. Dirk Reinhardt ist Direktor der Kinderklinik III

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Aktuelle Forschungsergebnisse

veröffentlichen wir hier:

www.uni-due.de/med/news

Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 100 Kinder an der akuten myeloischen Leukämie – kurz AML. Die Krebsart gilt als eine der aggressivsten Formen des Blutkrebses und führt bei 30 Prozent aller Patienten unter 18 Jahren zum Tod. Einer, der das ändern möchte, ist Prof. Dr. Dirk Reinhardt. Der Direktor der Kinderklinik III des Universitätsklinikums Essen forscht seit mehr als 20 Jahren zu dem Krankheitsbild und hat an der Hufelandstraße ein nationales Referenzzentrum aufgebaut, in dem jeder Verdachtsfall aus Deutschland auf AML geprüft wird. „Die Krankheit entsteht wie jede Leukämieart durch genetische Veränderungen der Stammzellen im Knochenmark. Die Mutanten produzieren viele unreife weiße Blutzellen und bringen so die Blutbildung aus dem Gleichgewicht. Warum die Zellen mutieren, ist aber in vielen Fällen noch unklar“, so Reinhardt.

Verheerende Neben- und Langzeitwirkungen Ein großes Problem bei der Behandlung entsteht durch die vielen Unterformen der AML. Hinzu kommt, dass die aktuellen Therapieoptionen – Chemotherapie, Medikamente, Stammzelltransplantation – mit starken akuten Nebenwirkungen und Langzeitfolgen für die Kinder verbunden sind. Das gilt auch für erwachsene Patienten, die von Prof. Dr. Dirk Reinhardt behandelt werden: „Seit ich vor 20 Jahren meine erste Patientin behandelt habe, haben die Nebenwirkungen zwar abgenommen. Aber wenn wir uns vor Augen führen, dass leider immer noch zwei bis drei Prozent der Kinder an Nebenwirkungen der Therapie sterben und viele bereits mit Anfang 40 an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, ist das kein Grund zum Jubeln.“

Neben der eigenen Forschung zur Verbesserung der vorhandenen Therapieoptionen, setzt Reinhardt deswegen auch auf die Vernetzung mit anderen Kompetenzzentren und wirkte zuletzt bei der Neugründung der European Pediatric Acute Leukemia Stiftung (EuPAL) mit. Als erster Direktor der Initiative wird er die Forschungsaktivitäten in Europa koordinieren und hofft, bald auch Ergebnisse aus dem Bereich der Immuntherapie teilen zu können. „Die Leukämiezellen im Knochenmark sind für die Immunzellen unsichtbar. Wir versuchen daher, die sogenannten Natural Killer Cells, körpereigene Immunzellen, wieder scharf zu machen, also so zu modifizieren, dass sie die Leukämiezellen erkennen und bekämpfen können.“ Aktuell wird das Verfahren noch an Mäusen erprobt. „Wir hoffen aber, dass wir unseren Patienten bereits im Herbst die ersten Immuntherapien anbieten können“, so Reinhardt.


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