SELBSTHILFE

HILFE AUS DER FERNE


Viele Aktive in der Selbsthilfe sind in der Pandemie besonders gefährdet. Doch der Beratungsbedarf ist so hoch wie nie zuvor.

TEXT: JULIA JANSEN

FOTO: UNSPLASH/CHRISTINHUME

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Am Samstag, den 29. Mai von 10.45 Uhr bis 14.30 Uhr ist Selbsthilfetag. Alle Informationen finden Sie unter patientenerleben.de/ veranstaltungen

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Für Günter Breitenberger ist seit Beginn der Pandemie nichts mehr, wie es einmal war. Große Veranstaltungen, lokale Treffen – das alles ist für den herztransplantierten Vorstand der Selbsthilfe Organtransplantierter NRW e. V. und seine knapp 800 Mitglieder seit einem Jahr nicht mehr möglich. Statt persönlicher Treffen setzen er und viele andere Selbsthilfegruppen daher seit einem Jahr vermehrt auf virtuelle Kontakte. „Der Schwenk ins Digitale hat bei uns sehr gut geklappt und ist ja derzeit auch der einzige Weg, dass wir uns weiterhin gemeinsam austauschen können. Wir gehören alle zur Hochrisikogruppe. Ich möchte mir nicht ausmalen, was passieren würde, wenn sich jemand bei uns im Verein in einem persönlichen Treffen ansteckt“, sagt Breitenberger.

Gespräche vor Ort essentiell

Schöner Nebeneffekt: „Durch den digitalen Austausch haben sogar mehr Menschen als bisher die Möglichkeit, an den Treffen teilzunehmen. Denken wir beispielsweise an Erkrankte, die noch zu schwach für ein persönliches Treffen wären, oder Menschen, die weit entfernt wohnen“, sagt Monja Gerigk. Die Leiterin des Instituts für PatientenErleben ist mit ihrem Team seit April 2019 standortübergreifend Ansprechpartnerin für das Thema und setzt sich für die Stärkung der Selbsthilfe an der Universitätsmedizin Essen ein. Dazu gehört auch die Bereitstellung eines Selbsthilferaums, der jedoch aktuell geschlossen ist. „Sobald das Infektionsgeschehen es zulässt, möchten wir den Raum wieder für die Selbsthilfegruppen öffnen. Denn wir wissen, wie essenziell die Gespräche vor Ort für viele sind“, betont Gerigk.

„Durch den digitalen Austausch haben mehr Menschen als bisher die Möglichkeit, an den Treffen teilzunehmen.“

Monja Gerigk

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Institut für PatientenErleben

der Universitätsmedizin Essen, Telefon: 0201 / 723-8188, Mail: patientenerleben@uk-essen.de

Eine Erfahrung, die auch Günter Breitenberger zuletzt machen musste: „Intime Tischgespräche, wie sie gerade bei unseren lokalen Treffen immer wieder stattfinden, lassen sich online einfach nicht umsetzen. Dafür braucht man den direkten Kontakt.“ Die digitalen Treffen können die Zeit bis dahin aber gut überbrücken, denn das Interesse am Austausch ist stärker als je zuvor: „Corona hat natürlich alle verunsichert. Wir versuchen, die Menschen über unsere Onlinekanäle zu beruhigen und mit zuverlässigen Informationen zu versorgen“, erklärt Breitenberger, der zuletzt viel Aufklärungsarbeit zum Impfen geleistet hat. „Leider ist es für chronisch Kranke in NRW nicht ganz einfach, geimpft zu werden. Wir helfen unseren Mitgliedern, den nötigen Priorisierungsantrag auszufüllen und an der richtigen Stelle einzureichen. Denn erst, wenn wir endlich die Herdenimmunität erreicht haben, können wir mit der Selbsthilfe wieder richtig durchstarten.“

Anmerkung: Seit Anfang Juli ist der Selbsthilferaum – unter Auflagen wie einer begrenzten Personenanzahl, Mund-Nasenschutz-Pflicht etc. – wieder geöffnet.


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